21. Juni 2011

Hamburger Orgelsommer – Josinéia Godinho. St. Jacobi Hamburg.

20:00 Uhr, freie Platzwahl

Georg Muffat – Toccata octava
Bernardo Storace – Ciaconna
Pablo Bruna – Tiento de mano derecha
José Elias – Passacalles Quinto Tono para organo
Anonimo – Canción para la Corneta con el Eco

Johann Sebastian Bach – Partite diversa sopra: Ach, was soll ich Sünder machen?
Matthias Weckmann – Magnificat Il Toni
Dietrich Buxtehude – Komm heiliger Geist, Herre Gott
Dietrich Buxtehude – Praeludium in e-Moll BuxWV 142

19. Juni 2011

Il Barbiere di Siviglia – Alfred Eschwé.
Staatsoper Hamburg.

19:30 Uhr, Parkett rechts, Reihe 12, Platz 16


Einführung für Kinder – wenig Kinder da. Aber gut gemacht vom Herrn Komponisten. Sicher auch für einige der anwesenden älteren Semester erhellend. Vorstellung gut verkauft, viel Jungvolk (Schulklassen?). Warum eigentlich? Ist dies eine gute „Einstiegsoper“? – Ich finde nicht. Viel zu anstrengend, so ging es mir jedenfalls beim ersten Hören – und insgesamt bleibt der Eindruck. Sowohl vom Orchester, Dirigat als auch insbesondere vom Ensemble her eine mustergültige, optimale Vorstellung. Der Ersatz-Figaro (Dalibor Jenis) ist ein Volltreffer in jeder Hinsicht: stimmlich, darstellerisch, präsenztechnisch. Und – er kann die Gitarre selbst erklingen lassen – viel Freude an der spaßigen Ständchen-Begleitung. Das ist „Klamauk“ wie er mir gefällt, weil er paßt. Im zweiten Akt ist aber auch viel Banal-Naives dabei – Für einmal ist das ok, aber nur mit diesem Akt Opernkost könnte ich meinen Speiseplan nicht bestreiten. Zurück zu den Sängern: Kasarova hat die erwartet sanft-schmeichelnde Stimme und Agilität. Manchmal ist sie mir schon eine Spur zu dunkel, zu „erwachsen“ für die Rosina. Aber das ist Makulatur, ihre Ausdrucksfähigkeit, ihre ganze Interpretation ist vollendet. Schön, daß an diesem Abend wirklich alles gepaßt hat! Der Tenor des Grafen hätte eine Spur mehr Schmelz vertragen können, aber er ist fein und agil, wie es sich gehört. Auch die weiteren Rollen stark besetzt (Don Bartolo, Don Basilio), die Hausdame auch ok. Das Dirigat erscheint mir agil, beschwingt, Rossini-gemäß. Das Orchester klingt wunderbar.

Zu Rossini: Der Abend hat Spaß gemacht, aber mehr durch das Spiel der Darsteller als durch die Musik. Sicher, hier und da machen die Ohrenschmeichler Freude und der Auftritt des Figaro kann zum Knaller werden – wenn er so energiegeladen wie heute vorgetragen wird (Zu Recht „Daumen hoch“ vom Dirigenten). Aber insgesamt bleibe ich dabei: diese Musik strengt mich an, nicht weil sie mich fordert, sondern auf Dauer ermüdet. Und sooo genial sind die Melodien dann doch nicht, daß sie mich allein fesseln könnten. Als Theaterstück, besser noch Schwank mit Musik funktioniert das Stück, als Oper für mich jedenfalls nicht. Das ist nicht meine Sprache, nicht meine Welt. Es würde mich stark wundern, wenn sich daran in naher Zukunft viel änderte.


Gioachino Rossini - Il Barbiere di Siviglia
Musikalische Leitung – Alfred Eschwé
Inszenierung – nach Gilbert Deflo
Ausstattung – nach Ezio Frigerio
Chor – Christian Günther
Spielleitung – Anja Krietsch

Il Conte die Almaviva – Alexey Kudrya
Don Bartolo – Donato di Stefano
Rosina – Vesselina Kasarova
Figaro – Dalibor Jenis
Don Basilio – Alexander Tsymbalyuk
Fiorillo – Moritz Gogg
Berta – Katja Pieweck
Un Ufficiale – Thomas Briesemeister

Herrenchor der Staatsoper Hamburg
Philharmoniker Hamburg

18. Juni 2011

Macbeth – Marcus R. Bosch.
Staatsoper Hamburg.

19:00 Uhr, Parkett links, Reihe 2, Platz 13


Nicht übermäßig gut ausverkauft. Offenbar kein Straßenfeger. Musikalisch wenig Interessantes. Einige Momente mit bzw. zwischen Macbeth / Lady Macbeth können der Sphäre des „Düsteren“ zugerechnet werden. Auf den ersten Eindruck aber viel belangloses Gedudel. Mal sehen. Finale erster Akt mit Chor eindrucksvoll – mehr aber durch die Klangwirkung als durch die musikalische Substanz. Macbeth (Dobber) gefällt mir gut – schöne Stimme mit Kraft und Ausdruck. Gute Präsenz. Lady hat im Piano-Bereich ihre Stärken, ansonsten ok. Banco nicht schlecht. Hexenchor unpräzis, schwammig, ohne Biss (Dirigat?!). Dirigat insgesamt unauffällig.

Inszenierung: Agieren der Hexen peinlich – berufscooles Abklatschen geht gar nicht (Das gilt auch für Macbeth). „Tanz“-Einlagen der Hexen ungelenk. Kostüme insgesamt ok, plausibel (auch die Nacktkleider der Hexen). Akte 2 und 3: Musikalischer Eindruck bleibt bestehen: Die interessanten Stellen sind die ruhigen zwischen Macbeth und seiner Frau. Der 2. Akt zieht fast spurlos an mir vorbei (Festbankett). „Gag“: Die Damen werden zu den Hexen. 3. Akt ganz nett. Sattes, tiefes Blech führt die Beschwörung ein – nicht schlecht. Einige optische Gimmicks sorgen für Kurzweil (Erscheinungen im Kessel und Königs-Spiegelkabinett). Dobber wirklich sehr gut. Leider gibt das alles musikalisch wenig für mich her. Hmm. Und wieder einmal: Klamauk zieht auch in Hochkulturkreisen (Hexenballett mit Besentanz). 4. Akt der musikalisch ergiebigste. Wahnsinnsszene der Lady Macbeth ist der „Höhepunkt“ der Oper – sehr schön gemacht – nun wird klar, daß diese Besetzung goldrichtig war. Facettenreich, innig, ausdrucksstark. Auch der Beginn mit den Flüchtlingen interessant. Ganz starke Tenorpartie von Teodor Ilincai (Macduffs Totenklage). Top-Stimme – gleich mal nachhaken … Und am Ende bekommt Dobber nach dem Todesstoß noch einmal Gelegenheit, seinen tollen Bariton zu präsentieren.

Fazit: Durchweg starkes Ensemble (bis hin zur Dame/Rossmanith), ordentliches Dirigat, gutes Orchester, durchwachsener Chor, ganz passable Inszenierung. Nur: Das Werk an sich hat unter dem Strich enttäuscht. Da war der Eindruck eines Simon Boccanegra deutlich stärker. Na denn.


Giuseppe Verdi – Macbeth
Musikalische Leitung – Marcus R. Bosch
Inszenierung – Steven Pimlott
Bühnenbild – Tobias Hoheisel
Kostüme – Ingeborg Bernerth
Licht – Manfred Voss
Spezialeffekte – Paul Kieve
Bewegungsregie – Sue Lefton
Chor – Florian Csizmadia
Hamburger Alsterspatzen – Jürgen Luhn
Spielleitung – Petra Ingeborg Beyerlein

Macbeth – Andrzej Dobber
Banco – Roberto Scandiuzzi
Lady Macbeth – Iano Tamar
La Dama di Lady Macbeth – Gabriele Rossmanith
Macduff – Teodor Ilincai
Malcolm – Dovlet Nurgeldiyev
Un Medico – Dieter Schweikart
Un Servitore – Levente Páll
Un Sicario – Jongmin Park
Tre Apparazioni – Jongmin Park, Finn Grundmann, Marten-Laynes Marweg
Duncan – Gunter Schneider
Lady Macduff – Christina König
Fleance – Maik Mensching

Chor der Staatsoper Hamburg
Philharmoniker Hamburg