5. Februar 2011

Die Liebe der Danae – Andrew Litton.
Deutsche Oper Berlin.

19:30 Uhr, Parkett links, Reihe 1, Platz 19


Akustik ok. Orchester gut mit Steigerung zum 2. Akt (insbesondere Blech verbessert). Streicher sehr warm. Dirigat: Angesichts eines ersten Höreindrucks kann ich keine definitive Wertung abgeben, empfinde die Gestaltung aber absolut straussisch. Ein ununterbrochener Fluß sprunghafter Harmonien. Wer die erste Welle verpaßt oder abgelenkt wird, hat es schwer. Meine Konzentration war glücklicherweise in guter Verfassung, auch wenn hier (Sprechen) und da (Husten) Eintrübung drohte.

Litton versteht es, Spannungsbögen zu ziehen (beispielsweise Duett Danae/Dienerin 1. Akt; Finale 1. und 2. Akt). Die Sänger: Klink angeblich angeschlagen, macht seine Sache aber sehr gut. Ich mag die Stimme sowieso. Uhl mit gewohnt magischer (physischer) Präsenz, stimmlich insgesamt nicht so beeindruckend wie sonst – sorgt aber an einschlägigen Stellen für Ausrufezeichen (z.B. zarte Midas-Worte im 2. Akt). Ihre Stimme ist und bleibt der sinnlichste Sopran, den ich kenne – vielleicht muß ich die Oper besser kennenlernen, um ihre Leistung mehr schätzen zu können. Es bleibt Jammern auf höchstem Niveau.

Sehr interessant: Mark Delavan als Jupiter – würde auch einen guten Wotan abgeben. Profund, wie man so sagt. Chor ziemlich lärmend, etwas erschlagend. Top: Damenquartett (Europa und Co.). Optisch wie stimmlich eine Wucht (inklusive mythologischer Handtaschen). Inszenierung: Wo ist das Problem? Was soll das Harms-Bashing? Ich finde alles plausibel, sinngebend, angemessen. Keine nervige Deutung, sondern gute Illustration der Geschehnisse. Warum nicht? Sehr subtile, vielschichtige Lichtregie. Im wahrsten Sinne schöne Bilder und Kostüme.

Der dritte Akt scheint mir musikalisch der interessanteste: erst einmal eine Komödie (Merkur, die vier Damen), dann folgt das emotional dichte Finale zwischen Jupiter und Danae. Deutliche Bezüge zum Ring (Loge, Walküren, Wotan, Brünnhilde). Strauss bewegt sich hier nicht nur musikalisch in Wagners Tradition und setzt sich mit ihr auseinander. Starke Bilder der Inszenierung (Zwischenmusik: Danae zieht das Bild hervor; einzelne, beleuchtete rote Rose vor dem Blau des Hintergrunds). Die Zwischenmusik läßt sich in eine Reihe mit Strauss' stärksten Eingebungen stellen. Wiederholungsbesuch im Februar erscheint mir sinnvoll.


Richard Strauss – Die Liebe der Danae
Musikalische Leitung – Andrew Litton
Inszenierung – Kirsten Harms
Spielleitung – Günther Kittler
Bühnenbild – Bernd Damovsky
Kostüme – Dorothea Katzer
Dramaturgie – Andreas K.W. Meyer
Lichtgestaltung – Manfred Voss
Künstlerische Produktionsleitung – Christian Baier
Chöre – William Spaulding

Jupiter – Mark Delavan
Merkur – Thomas Blondelle
Pollux – Burkhard Ulrich
Danae – Manuela Uhl
Xanthe – Hulkar Sabirova
Midas – Matthias Klink
Vier Könige – Paul Kaufmann, Clemens Bieber, Nathan De'Shon Myers, Hyung-Wook Lee
Semele – Hila Fahima
Europa – Martina Welschenbach
Alkmene –Julia Benzinger
Leda – Katarina Bradic

Chor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Statisterie der Deutschen Oper Berlin