16. Januar 2011

Liederabend – Chen Reiss.
Laeiszhalle Hamburg, Kleiner Saal.

19:30 Uhr, Parkett Mitte links, Reihe 6, Platz 7


Robert Schumann – aus: Myrten op. 25: Der Nussbaum; Lied der Suleika; Hochländisches Wiegenlied; Rätsel
Robert Schumann – Sechs Gesänge op. 107
Clara Schumann – Sie liebten sich beide op. 13/2; Er ist gekommen in Sturm und Regen op. 12/2; Liebst Du um Schönheit op. 12/4
Robert Schumann – aus: Myrten op. 25: Die Lotusblume; Widmung

(Pause)

Alexander Zemlinsky – aus: Walzer-Gesänge op. 6: Liebe Schwalbe; Fensterlein, Nachts bist Du zu; Blaues Sternlein; Briefchen schrieb ich
Alma Mahler – In meines Vaters Garten
Gustav Mahler – Erinnerung 
Gustav Mahler – aus: Des Knaben Wunderhorn: Verlorne Müh!; Wer hat das Liedlein erdacht?
Louis Spohr – aus: Sechs Deutsche Lieder op. 103: Zwiegesang; Wiegenlied
Franz Schubert – Der Hirt auf dem Felsen D 965

(Chen Reiss – Sopran, Alexander Schmalcz – Klavier, Elmar Hönig – Klarinette)


Einer der seltenen Glücksfälle, bei denen eine enorme Erwartungshaltung noch übertroffen wurde. Frau Reiss besitzt eine der schönsten lyrischen Sopranstimmen, die ich kenne. Das ist genau der Sopran, wie er mir für Mahlers „Das Himmlische Leben“ vorschwebt. Zart, unschuldig, makellos; befähigt, das „Höhere“ in der Musik widerzuspiegeln, frei von aller irdischen Last.

Abgesehen von der unverwechselbaren Stimme, aus der sich eben jene „himmlischen“ Klangfarben ableiten, gepaart mit Virtuosität im positiven Sinne, hat mich ihre interpretatorische Intelligenz sehr beeindruckt, die den Zuhörer vollkommene Miniaturen an Drama, Lyrik aber auch Witz erleben lässt. Am Facettenreichtum ihres „Verlorne Müh!“ sollte sich ein Thomas H. ein Beispiel nehmen. Da wird buchstäblich mit allen (Stimm-)Mitteln um den Jüngling geworben, der ach so barsch bleibt.

Und dann hab ich noch die ganze Zeit überlegt, warum diese Stimme „himmlisch“ klingt. Ich glaube, es sind zu einem guten Teil die Vokale. Ihre Vokale leuchten. Hört sich vielleicht etwas pathetisch an, aber das ist genau dieser Effekt, den ich auch z.B. an Kathleen Battle mag. Nun ja, es wird sicher nicht mein letzter Reiss-Konzertbesuch gewesen sein, um diesem Phänomen nachzuspüren.