28. Mai 2011

Der Ferne Klang – Philipp Pointner.
Staatstheater Nürnberg.

19:30 Uhr, Parkett links, Reihe 7, Platz 203















Hübscher Bau, wenn auch innen entjugendstilt, dennoch festlich. Akustik gut. Einzig störend: Die Positionierung des zusätzlichen Schlagwerkes in der rechten Proszeniumsloge führt z.T. zu Überpräsenz. Orchester gut, der zauberische Schreker-Klang wird weitgehend realisiert. Dirigat ok bis unauffällig. Leider sind die Sänger ihren Aufgaben weitgehend nicht gewachsen. Fritz hat nur hier und da Strahlkraft, ist in den leiseren Passagen nahezu nicht präsent. Von Lyrik ganz zu schweigen. Grete hat vielleicht die nötige Erscheinung, es gibt aber deutlich erotischere Stimmen. Einzig der Graf sorgt hier und da für Glanzpunkte.

Die Inszenierung ist insgesamt plausibel, gangbar, wenn auch nicht unbedingt mitreißend. Das kleine Mädchen als Unschuld der Grete macht schon Sinn, wird auch in die Venedig-Szene gut integriert (Sado-Maso-Karussellpferd). Unwirkliches Auftreten der Alten im Schaukelstuhl aus der Unterbühne. Wasserwand (?) Ende 1. Akt sieht nicht besonders ästhetisch aus. 1. Akt: Grete von allen Männern „beansprucht“, benutzt. 2. Akt: „Naturalistische“ Darstellung des Bordell-Varieté. Schon nicht schlecht, wenn ich auch den überbordenden Zauber der Mussbach-Inszenierung im Kopf habe. 3. Akt insbesondere zu Beginn am stärksten. Schauspiel tritt in den Vordergrund (der Backstage-Situation …). Das Finale können die Fritz- und Grete-Sänger nicht stemmen, obwohl sie hier zulegen. Die Musik gerät beeindruckend. Schrekers Essenz wurde heute Abend trotz der Mängel transportiert.

Nachtrag: Der Nürnberger an sich scheint mit Schreker nicht viel anfangen zu können. Zwischendurch wird gern mal geplaudert. Dafür weniger Bonbons … Freundlicher Applaus für ein Werk, das man nicht kennt und nicht mag.


Franz Schreker – Der Ferne Klang
Musikalische Leitung – Philipp Pointner
Inszenierung – Gabriele Rech
Bühne – Dirk Becker
Kostüme – Gabriele Heimann
Chor – Edgar Hykel
Licht – Thomas Schlegel
Dramaturgie – Kai Weßler

Grete – Astrid Weber
Fritz – Michael Putsch
Der alte Graumann – Klaus Brummer
Seine Frau – Angelika Straube
Der Wirt – Dariusz Siedlik
Dr. Vigelius / Der Baron – Guido Jentjens
Ein altes Weib / Die Spanierin / Kellnerin – Teresa Erbe
Mizzi – Isabel Blechschmidt
Mary – Melanie Hirsch
Milli – Esen Demirci
Der Graf / Ein Schmierenschauspieler / Rudolf – Jochen Kupfer
Der Chevalier / Ein zweifelhaftes Individuum – Martin Nyall
Zwei Orchestermusiker – Klaus Brummer, Dariusz Siedlik
Polizeimann – Suren Manukyan
Gesang des Baritons – Michael Kunze

Chor des Staatstheater Nürnberg
Nürnberger Jugendchor des Lehrergesangvereins
Einstudierung – Barbara Labudde
Statisterie des Staatstheater Nürnberg
Nürnberger Philharmoniker