20. Oktober 2012

Konzerthausorchester Berlin – Gennadi Rozhdestvensky.
Konzerthaus Berlin.

19:00 Uhr Einführung, 20:00 Uhr, Parkett links, Reihe 8, Platz 15



Pjotr Iljitsch Tschaikowsky – Klavierkonzert Nr. 2 G-Dur, op. 44 (Viktoria Postnikova)

(Pause)

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky – Manfred-Sinfonie h-Moll, op. 58



Launige Einführung mit einem Kauz, der gefühlt alle halbe Minute die Mahnung von sich gibt, daß uns allen ein anstrengendes Konzert bevorstünde. Inhaltlich und vom Unterhaltungswert aber sehr zu gebrauchen. Der Präsentationsstil ruft in mir leichte Wacker-Reminiszenzen hervor. Apropos, wann ist eigentlich die nächste Opernwerkstatt?

Zum Konzert selbst ist nicht viel zu sagen, außer daß es – Überraschung – recht anstrengend wurde. Allerdings weniger aufgrund des angekündigten zweistündigen romantischen Aufwühlpotentials, sondern mehr durch den Umstand, daß mich weder das Klavierkonzert noch die Manfred-Sinfonie zwingend zu fesseln wußten. Zur Ehrenrettung (und optionaler zukünftiger Behauptung des Gegenteils) sei gesagt, daß es sich bei beiden Werken um meinen Erstkontakt handelte. Urteilsstand heute bleibt jedoch, daß ich dem allgemeinen Konzertbetrieb seine weitgehende Vernachlässigung dieser Stücke nicht zur Anklage stellen kann. Darüber hinaus konnte ich mit Maestro Rozhdestvensky nebst Gattin zwei weitere prominente Vertreter meiner Plattensammlung in Fleisch und Blut erleben. Erkenntnisse: Er bevorzugt es extrabreit, aber durchaus nicht spannungslos, sie sollte man ruhig mal gehört haben. Das Konzerthausorchester wie gewohnt.

Sonst noch was? Ach ja, hinter mir ein paar dummschwätzende Hohlbirnen, die sich unter anderem darüber mokieren, daß das Programm vor „Fehlinformationen“ strotze – was denn die beiden Streichersolisten in einem Klavierkonzert verloren hätten und warum es statt der Dirigentin nun einen Dirigenten gäbe. Und wie so oft geht Sachverstand mit Fingerspitzengefühl einher: immer schön in den Satzanfang reinlabern. Ein Traum.

Im Anschluß an das Konzert gab es noch eine lockere Diskussionsrunde mit dem Herrn der Einführung und zwei Orchestermitgliedern. Ein kurzweiliger, interessanter Plausch über Werk, Probenprozess, verschiedene russische Dirigenten sowie das Russische in der Musik im Allgemeinen. Für zwei Tage Arbeit mit dem Maestro konnte sich das Ergebnis absolut hören lassen.

Fazit: Tschaikowsky ist und bleibt ein Guter, aber die Symphonie Fantastique höre ich mir doch lieber im Original an.