13. Januar 2013

Rienzi – Sebastian Lang-Lessing.
Deutsche Oper Berlin.

18:00 Uhr, Parkett links, Reihe 3, Platz 21



In Bezug auf die Inszenierung habe ich meinen Ausführungen vom April nichts hinzuzufügen: (Link) Der Wunsch, meinen uneinheitlichen Ersteindruck durch einen zweiten Besuch zu überprüfen, hatte lediglich ein dreistündiges Emotions-Déjà-vu zum Ergebnis.

Dennoch war es bei Leibe keine vertane Audienz beim Tribun – Torsten Kerl sei Dank. Durfte ich beim letzten Mal schon sein bühnenwirksames Agieren bewundern, kam ich heute auch in den Genuss seiner Stimme. Ich kann nun sagen, daß ich mich jetzt erst recht auf den Bayreuther Tannhäuser freue wie Bolle – so soll ein Wagner-Tenor für meinen Geschmack klingen. Kräftig, strahlend, schneidend, aber nicht schrill. Zudem besitzt sein Tenor etwas Nasales – was mich für gewöhnlich eher abschreckt – seiner Stimme jedoch eine wunderbar edle, balsamige Note verleiht. Generell gefällt mir auch dieser dunkle, volle Einschlag gerade in tieferer Lage. Und last but not least: man versteht den Mann! Vorbildlich, diese Textverständlichkeit. Wer da noch zu den Übertiteln schielt, gehört zum Ohrenarzt oder sollte einen Kursus in Konzentration belegen. Im „Gebet“ ließ der GröFaZ dann hier und da die Zügel schleifen – aber nur im Dienste sehr gern gehörter Legato-Wonnen. Kurz: In Kombination mit dem darstellerischen Gespür ein Sänger, der ohne Probleme das Zentrum einer jeden Produktion bilden kann, die einen Heldentenor in Lohn und Brot hält. Da hätten es ruhig ein paar Bravos mehr sein können, liebe Berliner.

Selbige konnte vor allem Daniela Sindram als Adriano für sich verbuchen, und das mit Recht. Ihr wundervoller Mezzo sorgte – insbesondere auch in den gemeinsamen Momenten mit Manuela Uhl – für gefühlvolle Höhepunkte. Die Sängerin der Irene ist und bleibt für mich das Ideal des sinnlich-berauschenden, gleichsam verletzlich-zärtlichen Soprans. Am heutigen Abend wieder mit einer Demonstration der Inbrunst. Von den weiteren Sängern stach Tobias Kehrer heraus, der als Colonna stimmlich ein glaubhaftes Gegengewicht zu seinem ihm verhaßten Widersacher darstellte.

Fazit: Es bleibt dabei – Die Produktion verfolgt einen äußerst interessanten Ansatz und scheitert am Ende eben in seiner konsequenten Umsetzung. In Wagners Rienzi steckt vielleicht doch mehr als die Summe einzelner Diktatoren – Erlöserwahn hin, Marschmusik her.


Richard Wagner – Rienzi, der letzte der Tribunen
Musikalische Leitung – Sebastian Lang-Lessing
Inszenierung – Philipp Stölzl
Co-Regie – Mara Kurotschka
Bühne – Ulrike Siegrist, Philipp Stölzl
Kostüme – Kathi Maurer, Ursula Kudrna
Video – Fettfilm (Momme Hinrichs und Torge Møller)
Chöre – William Spaulding

Rienzi – Torsten Kerl
Irene – Manuela Uhl
Steffano Colonna – Tobias Kehrer
Adriano – Daniela Sindram
Paolo Orsini – Krzysztof Szumanski
Kardinal Orvieto – Lenus Carlson
Baroncelli – Clemens Bieber
Cecco del Vecchio – Stephen Bronk

Chor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin