22. September 2017

International Mendelssohn Festival – Fine Arts Quartet. Elbphilharmonie Hamburg, Kleiner Saal.

19:30 Uhr, Reihe 9, Platz 12



Fritz Kreisler – Streichquartett a-Moll (Fine Arts Quartet)
Adolf Busch – Quintett für Saxophon und Streichquartett Es-Dur op. 34 (Fine Arts Quartet, Asya Fateyeva – Saxophon)

(Pause)

Joseph Haydn – Streichquartett D-Dur op. 64 Hoboken III:63 „Lerchenquartett“ (Fine Arts Quartet)
Alexander Glasunow – Streichquintett A-Dur op. 39 (Fine Arts Quartet, Niklas Schmidt – Violoncello)



Konzert war in Ordnung. Allerdings konnte ich mich mit der Intonation der Geiger, vor allem jener der 1. Violine, nicht uneingeschränkt anfreunden. Zudem hätte ich mir insgesamt einen etwas energischeren Zugang gewünscht, unabhängig vom jeweiligen Werk. Im Glasunow, teilweise auch schon beim Kreisler, war noch am ehesten zu spüren, dass die Sogwirkung, welche von einem solch kleinen Team ausgehen kann, wenn die Beteiligten eine symbiotische Einheit bilden, großen Orchestersteigerungen an Intensität in Nichts nachzustehen braucht. Über weite Strecken war mir das heute zu brav, zu domestiziert – den Herren täte eine Kollegin vom Schlage Kopatchinskaja gut.

Dennoch brachte der Abend neben der Bekanntmachung mit spannenden Werken durchaus intensive Momente. Das Bratschensolo von Herrn Hernandez zu Beginn des Glasunow-Quintetts zum Beispiel. So stelle ich mir einen berührenden Einstieg vor. Dieses Werk steht mir zudem musikalisch am nächsten, sicher auch aufgrund der unüberhörbaren Verwandtschaft zum „kammermusikalischen“ Wagner. Eine kleine, stichprobenartige Beschäftigung mit Glasunows Quartett/Quintett-Œuvre als Vorbereitung auf das Konzert ließ bereits vermuten, dass z.B. das Siegfried-Idyll durchaus Eindruck auf ihn gemacht zu haben scheint.

Während der Haydn erwartungsgemäß am wenigsten meine Begeisterung zu entfachen vermochte – jedoch weniger durch das Werk selbst, als die bereits monierte, altväterliche Präsentation – machte der Kreisler durchaus Lust auf mehr. Viele Kontraste und Verschrobenheiten haben mein Interesse geweckt. Das akustische Highlight des Abends ergab sich durch die Kombination des Saxophons mit dem Streicherklang im Busch-Quintett. Integriert und doch absolut transparent. Besonders erhellend dabei die „klassische“ Rolle dieses Instruments, dessen Behandlung durch Frau Fateyeva ganz fernab der gängigen Jazz- und Schnulzenpopklischees eher an eine Klarinette mit anderem Timbre erinnerte.

Einen unmittelbar direkten Draht entfaltet die Akustik des kleinen Saales übrigens bei Solostellen, die, unabhängig von der Lautstärke, in ungeahnter Präsenz das Ohr erreichen. In diesem Detail ist der Raum seinem großen Pendant nicht unähnlich, vorteilhaft hier und heute der Umstand, dass die Intimität der Veranstaltung den Elphi-Touristen-Anteil der Zuhörerschaft offenbar doch zu etwas mehr Contenance animierte. Gut, zwischen den Sätzen wird natürlich trotzdem munter applaudiert – wir üben noch.