
Maurice Ravel – Le tombeau de Couperin (Fassung für Orchester)
Claude Debussy – Nocturnes /
Sinfonisches Triptychon für Orchester und Frauenchor
(Pause)
Igor Strawinsky – Le sacre du printemps /
Bilder aus dem heidnischen Russland
Orchestre de Paris
Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Dirigent – Klaus Mäkelä
Ravel: Ich liebe dieses kleine, feine Stück. Die ersten beiden Sätze geht Mäkelä zwar etwas anders an als gewohnt (hab seinerzeit die Abbado-Einspielung rauf und runter gehört), aber dennoch prima – luftig-duftig, federnd. So soll es sein. Highlight ist der ruhige Satz: topp in der Ausgestaltung der Spannungsbögen.
Debussy: Auch wunderbare Musik, besonders live mit dem Chor ein akustisches Erlebnis. Erst heute bemerkt: das Fagottsolo im 2. Satz schlägt die Brücke zum Beginn des Sacre – klar, das Programm wurde sicher nicht ohne Grund so zusammengestellt. Man merkt überhaupt: Das Tänzerische verbindet alle Werke des Abends.
Wobei „tänzerisch“ für die Dampframme aus der Feder Strawinskys nach der Pause heute wirklich Understatement wäre. Spannung und Präzision, ein tierischer Groove vor allem im zweiten Teil. Über Rausch und Ekstase ist im Zusammenhang mit diesem Werk schon viel geschrieben worden, in der heutigen Präsentation hatte das regelrecht etwas von einem Rave. Absolut im Tunnel. Und Mäkelä reitet mit seinem Orchester die Wellen auf der letzten Schaumkrone, ohne jemals Gefahr zu laufen, dabei Halt und Zug zu verlieren. Ein Wahnsinns-Sacre, wie ich ihn Live in dieser Intensität höchstens noch von seinem Landsmann, Esa-Pekka Salonen abgerufen erlebt haben dürfte. Pure, rohe, durch Kanalisierung ins Unaushaltbare gebündelte Energie, die ihren Weg überall hin findet – Ins Ohr, ins Herz, und nicht zuletzt in jede Faser selbst solcher Körper (wie meinen), für die unter Normalbedingungen ein wippender Fuß die größtmögliche Annäherung an das Konzept Tanz darstellt.