28. März 2023

City of Birmingham Symphony Orchestra – Mirga Gražinytė-Tyla. Elbphilharmonie Hamburg.

20:00 Uhr, Etage 13, Bereich E, Reihe 3, Platz 13



Edward Elgar – Konzert für Violine und Orchester h-Moll op. 61
(Vilde Frang)

(Pause)

Sergej Prokofjew – Romeo und Julia / Ballett op. 64,
Auszüge zusammengestellt von Mirga Gražinytė-Tyla



Elgar: Muss erst noch mit dem Stück warm werden, aber der dritte Satz hat mich doch überzeugt – endlich mal kein rein virtuoser Bravur-Rausschmeisser, sondern facettenreich und tiefgründig wie der Rest. Das Finale will nicht überwältigen, sondern erzählt die Geschichte konsequent zu Ende. Frang mit phänomenaler Leistung, leider durch bildungsferne Laberspacken hier und da arg gestört. Birmingham wie eh und je – schön, aber nicht top. Blech z.B. kein Vergleich zu San Francisco, weniger technisch als von der Farbe. Mir zu normal, zu leicht. Dirigentin macht nen guten Job, insbesondere bei den zarten Stellen – an denen Elgar keinesfalls gespart hat.

Prokofjew: Die wohlbekannte Stücke aus den Suiten bringen die abschließende Erkenntnis über die Kombination Birmingham/Gražinytė-Tyla: gewogen und für zu leicht befunden. Alles ganz in Ordnung, sowohl in Bezug auf Klang, Technik und Interpretation, aber eben auch keine Darbietung, die aufhorchen lässt. Vor allem die Stellen mit Schmackes zu brav, das ist mir unterm Strich zu gepflegt. Ein akustisches Kuriosum sei noch erwähnt: Die Verwendung der Militärtrommel ergab jedesmal ein äußerst unschönes Echo von der linken Seite (Blickrichtung Bühne) – ob es an der Position des Solisten lag? Hatte ich in der Penetranz noch nicht erlebt. Im Rückblick ein Konzert der Kategorie „Kann man machen“ mit dem Highlight Vilde Frang.


15. März 2023

San Francisco Symphony – Esa-Pekka Salonen. Elbphilharmonie Hamburg.

19:00 Uhr Einführung mit Ivana Rajic,
20:00 Uhr, Etage 12, Bereich D, Reihe 3, Platz 4



Steven Stucky – Radical Light
Samuel Barber – Konzert für Violine und Orchester op. 14 (Johan Dalene)
Zugabe: Eugène Ysaÿe – Sonate e-Moll op. 27/4 für Violine solo

(Pause)

Esa-Pekka Salonen – Nyx für Orchester
Béla Bartók – Suite aus »Der wunderbare Mandarin« Sz 73
Zugaben:
Jean Sibelius – Valse triste / aus der Schauspielmusik zu »Kuolema« op. 44
Richard Wagner – Vorspiel zum 3. Aufzug aus »Lohengrin« WWV 75



Die Einführung brachte außer einer kurzen Vorstellung der Werke und der Erkenntnis, dass die Saalakustik bei der Beschallung durch die Deckenlautsprecher leider kein Selbstläufer ist, ein kurzweiliges Interview mit dem Soloposaunisten des Orchesters, das einige Einsichten ins Orchesterleben und die Arbeit mit Salonen bot.

Dummerweise hab ich mir wieder keine Notizen gemacht, aber ich weiß noch, dass mir das Konzert und gerade auch die Kombination der (eher "modernen") Werke sehr gefallen hatte. Sowohl das Stück von Stucky als auch Salonens Eigenkomposition ließen nicht allein die Qualität des Orchesters zu Tage treten, sondern wussten schon beim ersten Hören durch ihr Material in den Bann zu ziehen. Mit dem Barber hingegen bin ich überraschenderweise nicht direkt warm geworden, womit ich so nicht gerechnet hätte. An der Interpretation Salonens oder dem Vortrag des vorzüglichen Solisten wird es definitiv nicht gelegen haben. 

Im "Wunderbaren Mandarin" glänzte Salonen wieder einmal mit ordentlich Schmackes und trieb die Recken aus San Francisco in ekstatische Regionen. Die beiden Zugaben hat er häufiger im Gepäck – zunächst den zwischen Melancholie und Wirbel changierenden Walzer, dann als glänzenden Abschluss die strahlenden Blechsalven des Wagnerschen Jubelvorspiels. Die Elphi bebt, die Elphi dankt.