10. Oktober 2022

Orgel pur. Wayne Marshall. Elbphilharmonie Hamburg.

19:00 Uhr Einführung mit Thomas Cornelius,
20:00 Uhr, Etage 12, Bereich B, Reihe 4, Platz 8



Franz Schmidt – Präludium und Fuge D-Dur »Hallelujah«
Jean Roger-Ducasse – Pastorale
Charles-Marie Widor – Sinfonie Nr. 5 f-Moll op. 42/1

(Pause)

Franz Liszt – Fantasie und Fuge über den Choral
»Ad nos, ad salutarem undam« S 259
Wayne Marshall – Improvisation



Einführung unter dem Motto „Big Pieces“ oder die volle Dröhnung. Cornelius wie immer charmant, kompetent und unterhaltsam, erklärt die Orgel jeweils anhand von kurzen Beispielstücken. Kurzes Interview mit Marshall, sehr sympathischer Herr, wechselt immer wieder ins Deutsche. Vita: Mit drei Klavier, Orgel in der Kirche, hat Schmidts Zweite dirigiert, Improvisationen als „Freedom“, Cornelius mit interessantem „Tusch“ für den Gast.

Franz Schmidt: Das Halleluja aus dem Buch mit Sieben Siegeln, aber der Schluss ist der eigentliche Knaller … sehr berührend. Marshall mit Speed und Verve.

Roger-Ducasse: Sehr spannendes Stück, anfangs und zum Ende Karfreitagszaubervibes trotz stilistischer Verschiedenheit, kolossale Steigerung bricht jäh ab, dann fragend, intim, am Ende kehrt die Güte zurück. Marshall kann auch leise und zart.

Widor: Endlich mal wieder live. Satz eins sehr zügig angegangen, Vorbote für eine Highspeed Toccata – Feuer und Wumms. Zweiter Satz noch am wenigsten meins, dritter Top in seiner Vielseitigkeit, vier mehr mein ruhiger Satz. Bei der Toccata schien es für mich im Saal leicht heller zu werden, volle Breitseite auf die Rezeptoren. Wahnsinn.

Marshall immer mit kleinen Ankündigungen per Micro. Erstes Stück eine Improvisation – nur über was? Generell eine ideale Präsentation aller Facetten des Instruments und seines Beherrschers.

Liszt: Erst mal erkenne ich vor lauter herrlichem Tumult das Thema nicht, erst im ruhigen Teil kommt es dann ganz klar und in Variationen, Fuge auch krass, kurz den Faden verloren beim Gedanken an mögliche Themen für die Improvisationssession (Lindenbaum, großes Tor von Kiev …), Finale mit dem C-Dur Durchbruch wahrscheinlich mit das Beste, was ich je an Liveorgel gehört hab.

Improvisationen: Beim Themensammeln im Saal schien der Herr etwas picky. We will rock you, Gershwin, … kein Holst? Pirates of the Carribean gegen Ende doch drin? Insgesamt ziemlich komplexes Ding, nicht unbedingt massentauglich.

Zweites Stück mit „The Entertainer“ oder wie das heißt, We will rock you als Gag am Ende nochmal. Eumelig, aber herzlich.

Fazit: der perfekte Orgelabend