14. November 2022

Oslo Philharmonic – Klaus Mäkelä. Elbphilharmonie Hamburg.

20:00 Uhr, Etage 12, Bereich D, Reihe 3, Platz 4



Dmitri Schostakowitsch – Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1
Es-Dur op. 107 (Sol Gabetta)

Zugabe: Manuel de Falla – Nana / aus: Siete canciones populares españolas
(Gabetta begleitet von der Celesta)

(Pause)

Dmitri Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93
Zugabe: Michail Glinka – Ouvertüre aus der Oper „Ruslan und Ljudmilla”



Mäkelä lässt Oslo wie ein Weltorchester klingen. Sehr kontrastreiches Dirigat – Tempo (Tempoverschärfungen, verlangsamendes Schwung nehmen), Ausdruck (von butterzart und fein bis Solti-Härte und Schärfe), Dynamik (samtleise bis brutal). Gabetta vor allem bei den leisen und zarten Stellen atemberaubend. Vorteil: Publikum sehr gebannt, endlich mal Stille bei den ganz fragilen Stellen! Die Sinfonie packt mich heute weniger emotional, dafür wird die Genialität der Partitur umso deutlicher. Mäkelä ist ein vortrefflicher Anwalt für Schostakowitsch. Gesten sehr exaltiert, aber es scheint zu fruchten. Den Saal hat er in jedem Fall für sich gewonnen.


1. November 2022

Münchner Philharmoniker – Philippe Jordan. Elbphilharmonie Hamburg.

20:00 Uhr, Etage 13, Bereich E, Reihe 3, Platz 13



Robert Schumann – Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 »Rheinische«

(Pause)

Richard Wagner – Siegfrieds Rheinfahrt / aus der Oper »Götterdämmerung« WWV 86D
Trauermarsch und Schlussgesang der Brünnhilde / aus der Oper »Götterdämmerung« WWV 86D (Camilla Nylund)



Schumann: Für gewöhnlich sind meine Favoritensätze 1 und 4, heute kam es Dank Jordan anders: 1. Satz irgendwie schleppend, obwohl es nicht am Tempo lag – Artikulation nicht meins, nicht kantig, grimmig genug, zu wenig Kontraste im Ausdruck und in der Dynamik, Orchesterklang seltsam dumpf. Ganz anders 2. Satz (dem ich sonst wenig abgewinnen mag) – Rubatoansatz funktioniert prima, transparent, Dynamikregulation, Facetten – alles top. Ebenso 3. Satz: auch hier Feinregulation, toller Streicherklang (!?). 4. Satz schon dicht und stimmig, aber hier wieder zu wenig düster, grimmig, nur getragen, insgesamt aber ok. 5. Satz erst wieder ähnlich lasch wie der erste, dann zum Endspurt wacht Jordan auf und zeigt, was möglich gewesen wäre: Wahnsinnsantritt, Explosion, spritzig – ich kapiers nicht, warum nicht gleich so?

Wagner: Nicht meine, aber eine sehr stimmige Interpretation. Sonnenaufgang wahnsinnig schön herausgebildet. Jordan ist mir unter dem Strich etwas zu kultiviert. In den Extremen, den Ausbrüchen muss man auch mal den Solti rauslassen, sonst knallt es nicht. Bzw. es kann halt nicht nur halb knallen – ganz oder gar nicht. Jordan nimmt Rücksicht auf Nylund, hält sich aber generell mit dem Fortissimo zurück, bleibt damit weitgehend transparent. Nylund schöne Stimme, vielleicht kein Monsterorgan aber so ist es mir lieber. Highlights: Trauermarsch Spannungsbogen von Anfang bis zu den Ausbrüchen (die eben nicht von Solti-Kaliber sind). Artikulation ist hier auch ein Thema, faszinierend, was zum Orgasmus führt und was knapp doch nicht. Blech super sattelfest, könnte aber schwärzer, Solohorn schön.

Tolles Gespräch mit Herrn rechts über Klassik, Kinder und HiFi.