5. Dezember 2012

Ensemble Matheus – Jean-Christoph Spinosi.
Laeiszhalle Hamburg

19:15 Uhr Einführung, 20:00 Uhr, Parkett links, Reihe 5, Platz 16



Georg Friedrich Händel – Der Messias

(Adriana Kucerova – Sopran, Sonia Prina – Alt, Topi Lehtipuu – Tenor, Christian Senn – Bass, les éléments)

Schneegestöber in Hamburg. Keine Lust, das Abokonzert wahrzunehmen. Man geht trotzdem hin. Wie oft schon hat sich ein erwartungsleerer Abend dann doch als Juwel entpuppt. Der heutige zeigte: Keine Regel ohne Ausnahme. Einen solchen Kampf aufs Blut mit dem Sandmann wünsche ich nicht dem schlimmsten Mozartfreund. Dabei machte die fesselnde Einführung – wieder mal brillant: Lars Entrich (geschliffen, informativ, anschaulich) – hoffen auf wahrhaft große Ereignisse. Groß war dann leider nur die Ernüchterung, es auch weiterhin frei nach Jochen Kowalski zu halten: „Ohne Händel kann ich leben.“

Und das lag sicher nicht an der Darbietung. Alle Faktoren sprachen für ein Spitzenkonzert – eben bis auf Händel. Welch ein Spielverderber! Orchester, Chor, Solisten, Dirigat – alles wunderbar, aber bis zur Pause lag mein Konzentrationsschwerpunkt eher darauf, nicht die Reise ins Traumland anzutreten. Für die zweite Halbzeit hatte ich mich dann gewissermaßen wachgestresst, es half aber trotzdem nicht weiter. Ich konnte mich zwar nun auf die Musik konzentrieren, begann jedoch, von stetig wachsender Langeweile in die Ecke gedrängt, aus Verzweiflung den Gesangstext mit- und das Ende förmlich herbeizulesen. Ist mir so noch nie passiert. Zumindest eine neue Erfahrung für mich.

Wie kann es nur in so vielen Noten so wenig Musik geben? Die Melodik? Die Harmonik? Schnarch! Und ständig diese nervtötenden Wiederholungen! Entweder war der Komponistennotstand auf der Insel weitaus ärger, als ohnehin immer kolportiert, oder die Briten haben nicht nur beim Essen eine niedrige Satisfaktionsschwelle. Wer solche Langweiler annektiert, hat sich das Mitleid der Musikwelt redlich verdient.

Fazit: Händels Messias mag tatsächlich Musik für die Ewigkeit sein – diese Erkenntnis wird mir jedoch für vermutlich selbige verschlossen bleiben, da ich nach dem heutigen Fiasko zukünftig einen großen Bogen darum zu machen gedenke. Luja sog i!