15:00 Uhr Einführung, 16:00 Uhr, Reihe 2, Platz 7
75 Sitzplätze, eine winzige Bühne, darüber eine kleine Galerie für die Musiker, das ist das Liebhabertheater Schloss Kochberg, malerisch gelegen zwischen dem pittoresken Schloss und einem Park, der mit verschlungenen Pfaden zum Flanieren einlädt. Wobei die Reduzierung der Spielstätte auf seine bauliche Form nur wenig über sein Wesen verrät. Das Theater, das ist vielmehr Engagement und Leidenschaft der beteiligten Personen, die den Namenszusatz auf bemerkenswerte Weise mit Inhalt füllen.
Musikliebhaber, Theaterliebhaber, Kulturliebhaber – alles Umschreibungen für diejenigen, welche hier in privatwirtschaftlicher Eigenregie mit viel Herzblut ein ambitioniertes Programm stemmen. Schön zu sehen, dass in Zeiten von Theaterschließungen und Orchesterrationalisierungen mit entsprechendem Einsatz auch Traditionen bewahrt und fortgeführt werden können. Mein Kompliment und Respekt an alle Beteiligten.
Das Stück selbst besticht eher durch seinen putzigen Charme als durch große musikalische Wirkungen oder inhaltliche Offenbarungen – wobei es schon mehr als ein müdes Lächeln Wert ist zu sehen, dass bestimmte Themen einfach seit jeher die Gemüter beschäftigten und auch weiter beschäftigen werden. Stichwort „Generationenkonflikt“, oder zumindest das wechselseitige Unverständnis der Gepflogenheiten der Jugend im Wandel der Zeit. Dass am Ende alles gut wird, steht von Beginn an außer Frage, was jedoch den harmlosen Spaß, den das Werk vermittelt, nicht schmälert.
Es geht ohnehin vielmehr darum, mit Freuden dem Spiel und Gesang der wunderbar herzlich ihre Rollen ausfüllenden Darsteller beizuwohnen. Ihr Auftreten, erarbeitet mit Mitteln des Barocken Gestenkatalogs, ist eher von erfreulich organisch-improvisierter Wirkung als mechanisch oder sklavisch, wie man vielleicht vermuten könnte. Ohnehin scheint die Chemie in diesem kleinen Ensemble zu stimmen.
Die Musiker von der Empore tragen ihren Teil zum harmonischen Ganzen bei, man ist bei der Sache, hier und da huscht ein Schmunzler über das Gesicht der Solisten. Auch wenn ich nach der Darbietung nicht den Drang verspüre, das gesamte musikalische Oeuvre ihrer Durchlaucht kennenlernen zu müssen, habe ich mich doch gut unterhalten gefühlt, wobei sich die Herzogin das beste Material eindeutig für Terzett und Quartett des Finale aufgehoben hat.
Für Goethe-Fans ist das Ganze sicher inhaltlich noch weitaus spannender, aber auch jedem Opernfreund sei ein Besuch bei diesem Musiktheater-Nucleus empfohlen – vor allem wegen der Menschen, die ihn formen. Bezeichnend, dass alle Beteiligten nach der Aufführung bei einem Glas Liebhaber-Theater-Sponsorensekt für einen kleinen Plausch zur Verfügung stehen. Kultur zum Anfassen eben, so könnte das inoffizielle Motto hier auf Schloss Kochberg lauten. Darauf ein Glas!
Erwin und Elmire – Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach
Arrangement für Flöte, Violine, Tasteninstrument und Singstimmen von Bernhard Klapprott
Musikalische Leitung / Cembalo – Christoph Dittmar
Gundula Mantu – Violine, Daja Leevke Hinrichs – Traversflöte
Regie – Nils Niemann
Kostüme – Kristina Weiß
Produktion – Silke Gablenz-Kolakovic, Christoph Dittmar
Eine Koproduktion des Liebhabertheaters Schloss Kochberg mit Cantus Thuringia & Capella
Elmire – Anna Kellnhofer, Sopran
Erwin – Benjamin Glaubitz, Tenor
Olympia – Barbara Christina Steude, Sopran
Bernardo – Carsten Krüger, Bariton