19:30 Uhr, Parkett links, Reihe 2, Platz 51
Einführung informativ, wenn auch etwas runtergerattert. Die Saalakustik fällt gleich positiv auf, sehr homogener und druckvoller Klang aus dem Orchestergraben, die Sänger sind (zumeist) auf der weitgehend leeren Bühne gut zu vernehmen.
Der erste Eindruck vom Orchester ist recht erschreckend: Die Streicher klingen grausig (Intonation, Zusammenspiel). Mainzer Reminiszenzen kommen auf. Glücklicherweise erfährt der Streicherklang alsbald eine deutliche Steigerung und schwingt sich – mit den von Anfang an tadellosen Bläsern – im Laufe des Abends zu einer starken Leistung auf (Oder sind diese „Fehler“ etwa bei Janacek angelegt?). Dirigat insgesamt gut bis unauffällig. Keine besonderen Gestaltungsfinessen auszumachen. Sängerriege stimmlich weitgehend angemessen – wobei es ohnehin kein Abend des Wohllautes war.
Inszenierung sehr ambitioniert. Von der Intention absolut plausibel und konsequent angelegt, die Sänger/Darsteller konnten jedoch nicht immer die erforderliche Intensität und Qualität im (szenischen) Ausdruck aufbringen. Vieles gelang eindringlich, manches geriet lächerlich, anderes platt oder belanglos. Intensiver Höhepunkt (szenisch und musikalisch) war die lange Erzählung im dritten Akt. Sensibel gesungen. Allgemeinheit des Bühnenbildes folgerichtig.
Musikalisch stellt die Oper (vielleicht) weniger Melos bereit als Jenufa, spannt jedoch einen ununterbrochen fesselnden dramatischen Bogen. Bzw. hält eine ungeheure Spannung im Episodischen. Finale 1. und 2. Akt mit harmonischen Ohrenwachrüttlern. Finale 3. Akt sehr schroff. Auf jeden Fall ins „Repertoire“ aufnehmen. Welche Einspielungen sind vorhanden? Fazit: ein durchweg intensiver Abend.
Leoš Janáček – Aus einem Totenhaus
Musikalische Leitung – Wolfgang Bozic
Inszenierung – Barrie Kosky
Bühne und Kostüme – Katrin Lea Tag
Licht – Susanne Reinhardt
Dramaturgie – Ulrich Lenz
Chor – Dan Ratiu
Alexandr Petrovič Gorjančikov – Jin-Ho Yoo
Aljeja – Janos Ocsovai
Luka Kuzmič alias Filka Morozov – Robert Künzli
Der große Sträfling – Andrej Lantsov
Der junge Sträfling – Stefan Zenkl
Der Platzmajor – Frank Schneiders
Der alte Sträfling – Edgar Schäfer
Skuratov – Ivan Turšić
Čekunov – Wolfgang Newerla
Der betrunkene Sträfling – Roland Wagenführer
Der Koch – Peter Michailov
Der Schmied – Valentin Kostov
Der Pope – Keun-Sung Yook
Čerevin – Tadeusz Galczuk
Šapkin – Jörn Eichler
Šiškov – Brian Davis
Stimme aus der Ferne – Latchezar Pravtchev
Der Adler – Theo Hapke
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover
Statisterie der Staatsoper Hannover