20:00 Uhr, Parkett links, Reihe 5, Platz 65
Orchester in Ordnung, aber nicht in der Lage, die benötigten Klangfarben zu erzeugen. Dirigat durchschnittlich, es mangelt an Kontrasten und Transparenz. Sänger insgesamt mau – bis auf Wolfgang Schmidt/Herodes. Dieser füllt den Begriff Charaktertenor mit Leben. Sängerisch und darstellerisch die (einzige) tragende Säule des Abends. Salome: ein Totalausfall. Eine schreckliche Stimme, die zu nichts fähig ist, geschweige denn zu Klangfarbenmalerei oder differenzierter Seelenillustration. Jochanaan (Ralf Lukas) enttäuschend. Da hilft auch das Bayreuth-Siegel nichts. Vom Klang der Stimme schon ok, aber viel zu wenig Durchschlagskraft. Schade. Herodias unerheblich. Die Judenszene gelang insgesamt noch recht eindringlich.
Inszenierung: Fokus auf dem Verhältnis Herodes/Salome: Mißbrauch durch den Stiefvater. Durchaus plausibel angegangen, z.T. interessant (Schleiertanz), z.T. platt (Banane) umgesetzt, hat diese Sichtweise doch die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Kernkonflikt Salome/Jochanaan abgelenkt – zu dem die Regisseurin offenkundig nichts (Neues) zu sagen hatte. Fazit: Wieder einmal eine „Aktualisierung“, die mit „drastischen Mitteln“ den erschütternden Kern des Stücks eher verschleiert, denn offenlegt.
Richard Strauss – Salome
Musikalische Leitung – Georg Fritzsch
Inszenierung – Silvana Schröder
Ausstattung – Andreas Auerbach
Herodes – Wolfgang Schmidt
Herodias – Daniela Denschlag
Salome – Agnieszka Hauzer
Jochanaan – Ralf Lukas
Narraboth – Yoonki Baek
Page der Herodias – Amira Elmadfa
Erster Jude – Michael Müller
Zweiter Jude – Fred Hoffmann
Dritter Jude – Martin Fleitmann
Vierter Jude – Chien-Chi Lin
Fünfter Jude – Slaw Koroliuk
Erster Soldat – Kyung-Sik Woo
Zweiter Soldat – Petros Magoulas
Ein Sklave – Lisa Schmalz
Erster Nazarener – Kyung-Sik Woo
Zweiter Nazarener – David Rohr
Kappadozier – Jörg Sabrowski
Ein Musiker – Peter Nelson
Philharmonisches Orchester Kiel