29. März 2024

Parsifal – Axel Kober. Opernhaus Düsseldorf.

17:00 Uhr, Orchestersessel links, Reihe 5, Platz 156



Klingt schön, wenn im Programmheft von „Bewegender Schlichtheit“ die Rede ist. Mag sein, dass Herr Thalheimer ebendiese mit seiner Regiearbeit angestrebt hat, für mein Empfinden schlug das Pendel heute allerdings gewaltig Richtung Schlichtheit und kaum messbar in bewegende Gefilde aus: Ein reduziertes, von Kreuzsymbolik geprägtes Bühnenbild gepaart mit weitgehender Abwesenheit von Personenregie. Wenn es szenische Anweisungen gibt, sind diese entweder affektiert/übertrieben (Amfortas agiert wie in einem schlechten Stummfilm, Klingsor als Meat Loaf Verschnitt), platt (Klingsors Dödelspeer-Geste), unverständlich/verkopft (Kundry mit Pistole) oder schlichtweg störend (Kundrys Schreibschmieraktion torpediert den Dialog Gurnemanz/Parsifal – und ihre eigentlichen szenischen Einsätze nimmt sie nicht wahr – Parsifals Fußwaschung und -Salbung; ihre eigene Taufe). Oft scheinen die Akteure nicht wirklich zu wissen, was sie mit all der reduzierten Leere anfangen sollen. Man schmiegt sich an die Wände, man geht langsam rückwärts vom aktuellen Protagonisten weg. Warum ist Parsifal am Ende als Clown geschminkt? Der Regisseur schreibt im Programmheft, der Namensgeber sei am Ende überfordert – warum? Und weshalb geht Gurnemanz an Krücken – muss man sich um Herrn König Sorgen machen? Fragen über (brotlose) Fragen.

Musikalisch war es ein guter Abend, aber gut reicht in diesem Falle natürlich nicht. Das Orchester sehr schön, aber Kober insgesamt zu statisch, wenig Fluss, geschweige denn der Sog, welcher mich sonst etwa spätestens beim Aufbruch zur Burg, allemal beim Ritus in Hypnose versetzt – wo bleiben Trance und Ekstase? Auch die Sänger tragen ihren Teil zum ordentlichen Eindruck bei, wo das musikalische Herz das Außerordentliche ersehnt. Es ist nicht leicht. Doch auch wenn dieser Abend, der für mich der letzte mit Axel Kober als GMD in Düsseldorf gewesen sein wird, nicht der erhoffte krönende Abschluss wurde, dominiert Dankbarkeit über Jahre des Wirkens, die die Deutsche Oper am Rhein zu einer meiner liebsten Adressen werden ließen. Sein Nachfolger (und dereinst der Nachfolgebau) werden sich an vielen wohligen Erinnerungen messen lassen müssen.


Parsifal – Richard Wagner 
Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen
Text vom Komponisten

Musikalische Leitung – Axel Kober
Inszenierung – Michael Thalheimer
Bühne – Henrik Ahr
Kostüme – Michaela Barth
Licht – Stefan Bolliger
Chor – Gerhard Michalski
Dramaturgie – Bettina Auer, Anna Grundmeier

Parsifal – Nikolai Schukoff
Gurnemanz – Hans-Peter König
Kundry – Sarah Ferede
Amfortas – Bogdan Baciu
Klingsor – Joachim Goltz
Titurel –Luke Stoker
Erster Gralsritter – Andrés Sulbarán
Zweiter Gralsritter – Žilvinas Miškinis
1. Knappe – Bogdana Bevziuk
2. Knappe – Verena Kronbichler
3. Knappe – Jakob Kleinschrot
4. Knappe – Johannes Preißinger
Blumenmädchen 1/1 – Elena Sancho Pereg
Blumenmädchen 1/2 – Mara Guseynova
Blumenmädchen 1/3 – Alexandra Yangel
Blumenmädchen 2/1 – Alexandra Steiner
Blumenmädchen 2/2 – Anke Krabbe
Blumenmädchen 2/3 – Katarzyna Wlodarczyk
Stimme aus der Höhe – Katarzyna Wlodarczyk

Chor und Herren-Extrachor der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker