30. März 2025

Ariadne auf Naxos – Ulrich Windfuhr. Elbphilharmonie Hamburg.

11:00 Uhr, Etage 12, Bereich B, Reihe 2, Platz 12



„Zum Glück wird heute nicht Salome oder die Frau ohne Schatten gegeben …“, meinte ich noch scherzend vor Beginn der Aufführung, im Wissen darüber, was Strauss mit diesen Werken für gewöhnlich an emotionalen Ausnahmezuständen in mir hervorzurufen weiß – nur um dann beim Schlussapplaus komplett die Kenntnis darüber verloren zu haben, wo mir Kopf und Herz standen. Ich kann da nur für mich sprechen, aber wenn man nahezu das komplette Aufeinandertreffen von Ariadne und Bacchus im Delirium verbracht hat, haben die ausführenden Künstler einiges richtig gemacht. 

Da wäre zuerst einmal Ulrich Windfuhrs referenzgültiges Dirigat – vom transparent-spielerischen Parlando des Vorspiels bis zur emotionalen Wucht der „Tristan mit Happy End“-Apotheose gelingt es ihm, die Fragestellung über den vermeintlichen Gegensatz von Leichtem und Schwerem, Heiterem und Ernstem auf der Bühne in durchweg involvierender, berührender Musik aufzulösen. Das Hochschul-Orchester präsentiert sich unter seiner Leitung als Klangkörper erster Güte. Einen ähnlich starken Eindruck machte die Kombination Windfuhr/HfMT bereits vor Jahren im kleinen Saal bei einer ebenfalls konzertanten Aufführung von Brittens „The Rape of Lucretia“ (Link).

Mein Kompliment gilt weiterhin dem gesamten Sängerensemble. Besonders hervorzuheben sind hierbei Soo In Park als Komponist und Caroline Arruda Pereira dos Santos als Zerbinetta. Letztere gab über den rein stimmlich-technischen Faktor hinaus ein schönes Beispiel davon, dass es für einen rundum gelungenen Vortrag – wie es das Wort Musiktheater ja auch nahelegt – mehr braucht als korrekt ausgeführte Tonhöhen und -werte. Frau dos Santos legte selbst in dieser rein konzertanten Aufführung eine herrliche Spielfreude an den Tag, die nicht allein in Gestik und Mimik, sondern damit verbunden nicht weniger im Ausdruck des Gesungenen Widerhall fand. Dieses Prinzip der gelebten Rolle haben die "alten Hasen" Kaune und Behle natürlich zur Vollendung verinnerlicht – vom divenhaften Gehabe der Primadonna und des Tenor-Charakters im Vorspiel bis zu derer beiden gemeinschaftlichen Auslotung des Transzendentalen im Finale der Oper.

Fazit: Gewitzt und tief bewegend muss kein Widerspruch bleiben – das Beste aus zwei Welten wurde heute vollendet verschmolzen. Ganz ohne Bühnenbild und Personenregie, dennoch Musiktheater in all den Facetten, die es so wertvoll, relevant und persönlich machen. Vielen Dank.


Ariadne auf Naxos
Oper in Einem Aufzug nebst einem Vorspiel
(
Konzertante Aufführung)
Musik – Richard Strauss
Libretto – Hugo von Hofmannsthal

Der Haushofmeister 
– Michael Becker
Ein Musiklehrer 
– Hyunwoo Mario Park
Der Komponist 
– Soo In Park
Primadonna/Ariadne 
– Michaela Kaune
Der Tenor/Bacchus 
– Daniel Behle
Der Offizier 
– Jason September
Der 
Tanzmeister – David Heimbucher
Der Perückenmacher/Lakai – Kazushi Yamada
Zerbinetta – Caroline Arruda Pereira dos Santos
Harlekin – Myeonjong Jo
Scaramuccio – Wonjun Kim
Truffaldin 
– Hyundwoo Park
Brighella 
– Yuto Todoroki
Najade 
– Virginia Ferentschik
Dryade – Julia Baier Tarasowa
Echo 
– Nicola Meyer

Symphonieorchester der Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Gesangsklassen der HfMT und der Musikhochschule Lübeck 
Dirigent – Ulrich Windfuhr