26. Juli 2015

Klavierabend – Grigory Sokolov.
Kieler Schloss.

19:00 Uhr, Parkett links, Block A, Reihe 1, Platz 1



Johann Sebastian Bach – Partita Nr. 1 B-Dur BWV 825
Ludwig van Beethoven – Sonate D-Dur op. 10, Nr. 3

(Pause)

Franz Schubert – Sonate a-Moll op. 143 D 784
Franz Schubert – Moments musicaux op. 94 D 780

6 Zugaben:
Frédéric Chopin: Auswahl von vier Mazurken
Frédéric Chopin: Prélude Des-Dur op. 28/15 «Regentropfen-Prélude»
???



Was soll man groß über Perfektion schreiben? Ebenso wie der Meister selbst sich vollkommen auf den Vortrag konzentriert, jede überflüssige Geste meidet, möchte ich es nach meinen letzten Elogen (Link und Link) bei wenigen Worten belassen: Sokolov ist der Beste. Die Kontrastwirkungen, die er aus seinem konkurrenzlos differenzierten Anschlag schöpft, sind erschütternd. Die Ernsthaftigkeit und Tiefe, bei dem gleichzeitig vermittelten Eindruck von Selbstverständlichkeit, verleihen seinen Interpretationen trotz aller Eigenwilligkeit etwas Unantastbares. Sein unwiderstehlich perlender Bach stimuliert den Geist, sein Beethoven kontrastiert das Bild des titanischen Zertrümmerers mit beinahe schmerzhafter Verletzlichkeit. Das allzu bekannte Regentropfen-Prélude als Zugabe ist bei ihm kein kalkuliertes Rührstück, ersteht vor unseren Ohren wie zum ersten und einzig richtigen Mal, trifft unter seinem kontrolliert verlöschenden Vortrag mehr ins Herz als jedes sentimentale Forcieren. Kurz: Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, Sokolov zu hören – man sollte sie wahrnehmen. Näher wird man der Musik, ihrem Wesen, an anderer Stelle kaum gelangen.