19. Juni 2011

Il Barbiere di Siviglia – Alfred Eschwé.
Staatsoper Hamburg.

19:30 Uhr, Parkett rechts, Reihe 12, Platz 16


Einführung für Kinder – wenig Kinder da. Aber gut gemacht vom Herrn Komponisten. Sicher auch für einige der anwesenden älteren Semester erhellend. Vorstellung gut verkauft, viel Jungvolk (Schulklassen?). Warum eigentlich? Ist dies eine gute „Einstiegsoper“? – Ich finde nicht. Viel zu anstrengend, so ging es mir jedenfalls beim ersten Hören – und insgesamt bleibt der Eindruck. Sowohl vom Orchester, Dirigat als auch insbesondere vom Ensemble her eine mustergültige, optimale Vorstellung. Der Ersatz-Figaro (Dalibor Jenis) ist ein Volltreffer in jeder Hinsicht: stimmlich, darstellerisch, präsenztechnisch. Und – er kann die Gitarre selbst erklingen lassen – viel Freude an der spaßigen Ständchen-Begleitung. Das ist „Klamauk“ wie er mir gefällt, weil er paßt. Im zweiten Akt ist aber auch viel Banal-Naives dabei – Für einmal ist das ok, aber nur mit diesem Akt Opernkost könnte ich meinen Speiseplan nicht bestreiten. Zurück zu den Sängern: Kasarova hat die erwartet sanft-schmeichelnde Stimme und Agilität. Manchmal ist sie mir schon eine Spur zu dunkel, zu „erwachsen“ für die Rosina. Aber das ist Makulatur, ihre Ausdrucksfähigkeit, ihre ganze Interpretation ist vollendet. Schön, daß an diesem Abend wirklich alles gepaßt hat! Der Tenor des Grafen hätte eine Spur mehr Schmelz vertragen können, aber er ist fein und agil, wie es sich gehört. Auch die weiteren Rollen stark besetzt (Don Bartolo, Don Basilio), die Hausdame auch ok. Das Dirigat erscheint mir agil, beschwingt, Rossini-gemäß. Das Orchester klingt wunderbar.

Zu Rossini: Der Abend hat Spaß gemacht, aber mehr durch das Spiel der Darsteller als durch die Musik. Sicher, hier und da machen die Ohrenschmeichler Freude und der Auftritt des Figaro kann zum Knaller werden – wenn er so energiegeladen wie heute vorgetragen wird (Zu Recht „Daumen hoch“ vom Dirigenten). Aber insgesamt bleibe ich dabei: diese Musik strengt mich an, nicht weil sie mich fordert, sondern auf Dauer ermüdet. Und sooo genial sind die Melodien dann doch nicht, daß sie mich allein fesseln könnten. Als Theaterstück, besser noch Schwank mit Musik funktioniert das Stück, als Oper für mich jedenfalls nicht. Das ist nicht meine Sprache, nicht meine Welt. Es würde mich stark wundern, wenn sich daran in naher Zukunft viel änderte.


Gioachino Rossini - Il Barbiere di Siviglia
Musikalische Leitung – Alfred Eschwé
Inszenierung – nach Gilbert Deflo
Ausstattung – nach Ezio Frigerio
Chor – Christian Günther
Spielleitung – Anja Krietsch

Il Conte die Almaviva – Alexey Kudrya
Don Bartolo – Donato di Stefano
Rosina – Vesselina Kasarova
Figaro – Dalibor Jenis
Don Basilio – Alexander Tsymbalyuk
Fiorillo – Moritz Gogg
Berta – Katja Pieweck
Un Ufficiale – Thomas Briesemeister

Herrenchor der Staatsoper Hamburg
Philharmoniker Hamburg