19:30 Uhr, Parkett rechts, Reihe 4, Platz 83
Es ist schon mal nicht so richtig schlau, mit dem Niederschreiben von Eindrücken so lange zu warten, bis selbige bereits beinahe drei Jahre zurückliegen. Richtig dumm wird es aber dann, wenn man sich „damals“ keine Notizen gemacht hat. Nicht. Eine. Einzige. Pech gehabt, aufgeschoben ist nicht – auch ein dummer Spruch. Wollen wir doch mal sehen, welche Erinnerungen sich noch so rekonstruieren lassen.
Die an einen rundum gelungenen Abend in erster Linie mal. Gut, das kann jeder behaupten, klingt versöhnlich und schon ist man glimpflich raus aus der Nummer. War aber tatsächlich so. Nach dem ersten Besuch des Osnabrücker Theaters zur Operngala (Link), war dies der angestrebte Test unter Repertoirebedingungen. Von Hindemiths Opern hatte ich bis dato nur „Mathis der Maler“ und „Cardillac“ live erlebt und lieben gelernt, Osnabrück sollte diese Zuneigung nun um gleich drei Kapitel auf einmal ausbauen.
Deren erstes, „Mörder, Hoffnung der Frauen“, ist mir als radikale, alles andere als sentimentale Betrachtung der Konstellation Mann und Frau im Gedächtnis geblieben, die sich vielleicht nicht unbedingt als Abendempfehlung fürs erste Date aufdrängt. Die Verlegung des zweiten Werks, „Das Nusch-Nuschi“, in die frivolen Auswüchse einer Betriebsfeier, war in seiner bissig-satirischen, entlarvenden Wirkung das szenische Prunkstück des Abends. Wobei auch der Abschluß, „Sancta Susanna“, mit seiner klaustrophobischen Inszenierung der unheilvollen Mutter-Tochter-Drangsal eine schlüssige Überführung des geistlichen Inhalts ins Privat-Säkulare bot.
Eine schlüssige Einzelkritik der Mitwirkenden entbehrt nach all der Zeit leider jegliche Grundlage, dennoch wird es seine Gründe gehabt haben, daß dieser Besuch bei mir auch musikalisch äußerst positiv abgespeichert ist. Mein Fazit aus der Zeitmaschine daher: Dreimal Hindemith in Osnabrück – eine dreifach sehens- und hörenswerte Produktion.
Paul Hindemith – Drei Einakter
Musikalische Leitung – Andreas Hotz
Inszenierung – Jochen Biganzoli
Bühne – Wolf Gutjahr
Kostüme – Katharina Weissenborn
Choreografie – Günther Grollitsch
Choreinstudierung – Markus Lafleur
Dramaturgie – Ulrike Schumann
Mörder, Hoffnung der Frauen
Der Mann – Daniel Moon
Die Frau – Lina Liu
Erster Krieger / Dritter Krieger – Mark Hamman
Zweiter Krieger – Genadijus Bergorulko
Erstes Mädchen – Susann Vent
Zweites Mädchen – Almerija Delic
Drittes Mädchen – Marie- Christine Haase
Das Nusch-Nuschi
Mung Tha Bya, Kaiser von Burma / Ein Bettler – Mark Sampson
Ragweng, der Kronprinz – Silvio Heil
Feldgeneral Kyce Waing / Der Zeremonienmeister – Genadijus Bergorulko
Henker / 1 . Herold – Daniel Moon
Susulü, der Eunuch des Kaisers – Ulrich Enbergs
Tum tum – Mark Hamman
Kamadewa / 2. Herold – Daniel Wagner
Die vier Frauen des Kaisers
Bangsa – Lina Liu
Osasa – Marie-Christine Haase
Twaise – Almerija Delic
Ratasata – Susann Vent
1. Bajadere – Marie-Christine Haase, Radoslava Yordanova
2. Bajadere – Kathrin Brauer, Susann Vent
Zwei dressierte Affen – Stefan Kreimer, Andreas Schön
Richard Wagner – Peter Kovacs
Asiatisches Vorspiel – Chihiro Meier-Tejima, Jong-Bae Bu, Mario Lee, Ji-Seong Yoo
Sancta Susanna
Susanna – Lina Liu
Klementia – Almerija Delic
Alte Nonne – Eva Gilhofer
Chor und Extra-Chor Herren des Theaters Osnabrück
Osnabrücker Symphonieorchester