10. Januar 2014

NDR Sinfonieorchester – Juraj Valčuha.
Laeiszhalle Hamburg.

20:00 Uhr, Parkett rechts, Reihe 9, Platz 9



Zoltán Kodály – Tänze aus Galánta
Franz Liszt – Klavierkonzert Nr. 2 (Jean-Yves Thibaudet)
Zugabe: Franz Liszt – Consolation Nr. 3

(Pause)

Antonín Dvořák– Der Wassermann
Richard Strauss – Der Rosenkavalier Konzertsuite


Wäre ich ein Anhänger der Tradition, dem neuen Jahr mit persönlichen Vorsätzen zu begegnen, würde ich meine Liste nach diesem Abend vielleicht um den Eintrag ergänzen: „Möglichst nur noch Konzerte wie dieses hier besuchen“. Nun bin ich weder ein Freund von an den Jahresstart gebundenen Vorsätzen noch der Illusion verhaftet, man könne den „Erfolg“ seiner Konzert- und Opernbesuche planen – doch bin ich nicht minder erfreut über den fulminanten Start in mein musikalisches 2014.

Ein wunderbares Programm aus bekannten Werklieblingen und auf Anhieb zündenden Neuentdeckungen, dargeboten von einem NDR Sinfonieorchester in Bestform, unterstützt von einem Solisten der Extraklasse, aufs Fesselndste animiert durch ein Dirigat, das wahrhaft aufhorchen ließ. Aber der Reihe nach.

Gleich mit dem Kodály war klar, daß hier und heute nichts schiefgehen würde. Klangpracht, Spielfreude und insbesondere die fein herausgearbeiteten Dynamik- und Tempowechsel der verschiedenen Tänze bzw. deren Abschnitte vermittelten vom Start weg größte Souveränität – eben jene Kombination aus Leichtigkeit und Konzentration, die den Spannungsbogen gleichermaßen straff und geschmeidig hält.

Herr Valčuha scheint seinen Teil dazu beigetragen zu haben. Guter Mann. Den sollte man schleunigst wieder einladen. Ob Kodály, Liszt, Dvořák oder Strauss – alles gelang wunderbar transparent und differenziert ohne es bei Bedarf an Schmiss mangeln zu lassen. Ein teilweise sehr organischer, individueller Umgang mit dem Tempo fiel mir besonders positiv auf. Ich würde es als sparsam dosiertes Rubato bezeichnen, das den Fluß nie störte, sondern im Gegenteil bestimmten Passagen besonderes Augenmerk und mehr Wirkung verlieh.

Vor allem in der Rosenkavalier-Suite trat dann Valčuhas Talent zutage, im doch relativ kleinteiligen Potpourri-Wechselbad die jeweilige Stimmung der verschiedenen Szenen aus der Oper – von silbriger Verzauberung bis Walzer-Überschwang – binnen kürzester Zeit aufleben zu lassen. Ich müßte mich schon sehr täuschen, wenn jemand, der solch ein inniges Terzett mit rein orchestralen Mitteln auszuspinnen in der Lage ist, Ähnliches nicht auch in Gänze mit Ensemble vom Orchestergraben aus zu bewerkstelligen vermöchte.

Ein weiterer Vater des Erfolges findet sich in Jean-Yves Thibaudet, der im Liszt-Konzert mit atemberaubenden Girlanden und auftrumpfendem Verve einerseits sowie entrückt zarter Tastenbehandlung andererseits eine vollendete Interpretation krönte. Glücklicherweise gab er dann mit der Consolation Nr. 3 eine Zugabe, die gerade für seinen butterweichen Anschlag wie gemacht schien.

Der Dvořáksche Wassermann war mir bis dato noch nicht begegnet, die sinfonische Dichtung hat jedoch auf Anhieb – unter anderem durch das wiederkehrende prägnante Hauptmotiv – nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Auch ohne die zugrunde liegende Geschichte zu kennen, konnte man Dank des farbig-plastischen Vortrages einer Szene in Musik beiwohnen und deren Handlungsverlauf einem illustrativen Stimmungsbarometer gleich imaginieren.

Fazit: Eine durch und durch erstklassige Angelegenheit.