24. September 2014

Mahler Chamber Orchestra – Leif Ove Andsnes.
Laeiszhalle Hamburg.

19:15 Uhr Einführung, 20:00 Uhr, Parkett links, Reihe 5, Platz 16



Ludwig van Beethoven – Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19
Ludwig van Beethoven – Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37

(Pause)

Ludwig van Beethoven – Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58

Zugaben:
Ludwig van Beethoven – Bagatelle C-Dur op. 119/8
Ludwig van Beethoven – Bagatelle As-Dur op. 33/7



Heute hat es leider nicht sollen sein. Der Funke wollte nicht überspringen, so willig ich auch angesichts des verheißungsvollen Programms gewesen sein mochte. Was nicht viel über die Güte des Abends besagen muß. Offenbar liefert Andsnes nicht unbedingt einen Beethoven, der mich mitreißt, in den geliebten Strom fortwährenden Dranges und kontemplativer Romantik. Nicht wenigen im Saal erging es jedoch dem Beifall nach anders.

Darüber ließe sich sicher trefflich diskutieren, indiskutabel möchte ich allerdings die Platzierung des Flügels auf der Bühne heißen, die Klaviatur dem Saal zugewandt, ohne Deckel, die Ergebnisse der Tastenarbeit ungelenkt und akustisch äußerst unbefriedigend diffus gen Bühnendecke mumpfend. Andsnes’ Ambitionen als Dirigent und Pianist in Personalunion in allen Ehren, aber so müssen seine Bemühungen, zumindest für die sonst vorteilhaftesten Plätze des Parketts, verpuffen.

Spätestens das vierte Klavierkonzert, welches ich wohl am besten verinnerlicht und besonders liebgewonnen habe, offenbart dann schmerzlich, oder besser schmerz- und herzlos, daß ich auf Andsnes’ „Beethoven Journey“ nichts verloren habe. Das ist schon alles ganz prima, das Orchester klingt famos, die Interpretation ist auch nicht lasch oder gar unplausibel – aber eben auch weit von dem entfernt, was ich eine eigene Handschrift, geschweige denn ein Ereignis nennen würde.

Wobei ich sogar weniger Probleme mit der Orchesterbehandlung als mit dem Solopart hatte. Ich kann weder sagen, daß mich Andsnes mit einem besonders feinen Anschlag verzückt, noch durch seine Interpretation überzeugt hätte. Die Kadenzpassagen erlebte ich beispielsweise mehr als akademisches Abarbeiten denn beeindruckende Visitenkarte des Solisten. Wenn es stimmen sollte, daß er sich, wie man dem Programmheft entnehmen konnte, die letzten Jahre vor allem mit Beethoven beschäftigt haben soll, läßt sich daraus zumindest für mein Dafürhalten keine Lesart ableiten und -lauschen, die zwingender als ein guter Standard wäre. Ich muß es so hart formulieren: Der Solist bliebt trotz unbestreitbarer, technischer Perfektion blaß – miese Akustik hin oder her. Die beiden Bagatellen als Zugabe vermochten diesen Eindruck auch nicht zu entkräften, als vielmehr zu zementieren.

Auch auf die Gefahr hin, jetzt vollends despektierlich zu klingen, wirklich gelohnt hat sich der Abend eigentlich nur aufgrund der (wieder mal) vorbildlichen Einführung durch Lars Entrich. Im Nachhinein betrachtet wäre es für mich deutlich ergiebiger gewesen, die Darbietung im großen Saal gegen eine Weiterführung dieser inspirierenden halben Stunde in der kleinen Musikhalle einzutauschen. Doch auch so sorgte Entrich für eine Vielzahl erhellender Momente bei der Vermittlung Beethoven’scher Eigen- und Besonderheiten, die wie bei jeder seiner Einführungen von sich übertragender Begeisterungsfähigkeit und großer Liebe zur Musik getragen wurde. Und natürlich ist es von Vorteil, beispielsweise die Erläuterung der motivischen Arbeit Beethovens direkt am Flügel durch einen ausgewachsenen Pianisten dargeboten zu wissen. Kurzum: Ein großes Lob an den Veranstalter für diese Personalie, verknüpft mit der Bitte, Herrn Entrich auch in Zukunft jenes Forum zu bieten – Musik braucht Fürsprecher wie ihn.