20:00 Uhr, freie Platzwahl
Johann Heinrich Schmelzer – Sonata G-Dur für Violine, Fagott und Basso continuo
Michel Corrette – Sonata F-Dur für Violine und Basso continuo
Willem de Fesch – Sonata op. 8,1 D-Dur für Violine und Basso continuo
(Pause)
Antonio Vivaldi – Sonata RV 12 d–Moll für Violine und Basso continuo
Georg Philipp Telemann – Duetto B-Dur TWV 40: 111 aus „Der getreue Musik-Meister“ für Blockflöte und Violino piccolo
Georg Friedrich Händel – Sonata HWV 392 F-Dur für Blockflöte, Violine und Basso continuo
Zugabe: Johan Helmich Roman – Ballo turcese für Violine, Fagott und Basso continuo
(Bea Hellhammer – Barockvioline und Violino piccolo, Thomas Rink – Barockfagott und Blockflöte, Gero Parmentier – Laute)
An Tagen wie diesem wird mir wieder mal bewußt, was ich an anderen besonders schätze: Begeisterungsfähigkeit. Der Gegenstand der Begeisterung spielt dabei für mich eine untergeordnete Rolle. Bildende Kunst, Mode, Gartenbau, Modelleisenbahnwesen, traditionelles Weidenkorbflechten – oder eben Barockmusik. Wo immer sich Menschen einer Sache verschrieben haben, die ihnen Freude bereitet, und in der Lage sind, dies plastisch zu vermitteln, springt der Funke für gewöhnlich auf mich über.
Um es deutlich zu sagen: So sehr ich Musik liebe, ist der sogenannten „alten Musik“ nur ein kleines Fleckchen auf meiner persönlichen Landkarte der Tonkunst beschieden. Ausreißer wie Bach oder Buxtehude – vor allem vor dem Hintergrund meiner Schwäche für Orgelklänge – bestätigen insgesamt doch nur die Regel: richtig heimisch in der Musik fühle ich mich erst ab Beethoven. Keine idealen Voraussetzungen für einen Abend mit reinem Barockprogramm, sollte man meinen.
Auch wenn es meinen Ausführungen sicher ein deutliches Dramatik-Plus verliehen hätte, kann ich an dieser Stelle zwar nicht mit einer Saulus zu Paulus-Episode aufwarten, wohl aber mit einem erfreulichen Fall erlebter Begeisterungsvermittlung. Es waren weniger die Werke selbst oder der stetige Kampf der Ausführenden mit der Intonationssensibilität ihrer launisch-knorrigen Werkzeuge, sondern vielmehr die nerdig-verzückt zum Besten gegebenen Zwischenansprachen des Herrn Rink, die mir diese Welt der Ausgrabungen und Ahnenpflege etwas näher gebracht haben.
Wenn vielleicht auch nicht jede Aussage dabei den Anspruch auf Überzeitlichkeit besaß, wahrscheinlich nie besitzen wollte, schwang in diesen kleinen Erklärungen, Überleitungen und Anekdoten doch außerordentlich viel von der Freude an Barockmusik mit. Freude an Entdeckungen, Freude an Vergleichen und Querverweisen, Freude an der Musik und nicht zuletzt am Musizieren. Letzteres erschloß sich dem Besucher im Spiel selbst nicht nur auditiv, sondern auch rein visuell, wenn man beispielsweise nur darauf achtete, mit welchem symbiotischem Behagen Einsätze vorbereitet und aufeinander abgestimmt wurden.
Noch einmal: Ich preise die Errungenschaften des neuzeitlichen Instrumentenbaus und seine klangliche Entwicklung. Aber wenn ich mich – für den einen oder anderen Moment – den barocken Meistern ein wenig näher zu fühlen glaubte, dann durch den engagierten Vortrag der Mitglieder des Concerto Grosso Berlin in den gänzlich unbarocken Hallen des Hamburger Hühnerpostens. Darauf einen Kratzfuß.