3. November 2016

Hamburger Camerata – Ralf Gothóni.
Laeiszhalle Hamburg.

20:00 Uhr, Parkett rechts, Reihe 9, Platz 7



Keiko Abe – The Wave / Five Percussions (Elbtonal Percussion)

Edward Elgar – Introduktion und Allegro op. 47
Aulis Sallinen – The Nocturnal Dances of Don Juan Quixote, op. 58
(Arto Noras – Violoncello)

(Pause)


Georges Bizet / Rodion Schtschedrin – Carmen-Suite für Streicher und Schlagzeug


Der Abend beginnt mit fremden Klängen, fernöstliches Schlagwerk, ein- und ausgangs wuchtig-archaisch, bisweilen auch leichtfüßig-virtuos hingetupft, mitunter das ein oder andere Hörgerät überfordernd, letztlich aber in seiner Wirkung unmittelbar erlebbarer physischer Kräfte wohl weit zugänglicher als manch aktuelle abendländische Lautmeldung. Trommeln, Stampfen, Klatschen, Brüllen – hier wird buchstäblich mit Händen und Füßen Rhythmus artikuliert. Als Muntermacher zum Start ins Konzert durchaus geeignet.

Elgars Introduktion und Allegro kann ich noch nicht wirklich einschätzen. Ein bißchen kompliziert, ein bißchen akademisch, aber auch nicht uninteressant, so der erste Eindruck. Ich bin geneigt, „ein bißchen spröde“ zu ergänzen, mir jedoch nicht ganz sicher, ob damit dem Komponisten oder der Klangkultur der Camerata Unrecht zuteil wird.

Die nächtliche Charakterstudie Sallinens bringt diesbezüglich auch kein Licht ins Dunkel, erweist sich jedoch als knorrig-putzige Collage verschiedener, in der Regel gegensätzlicher Tanz- und Gemütszustände, um dem doppelten Don ein Gesicht zu verleihen. Feuriges und Tapsiges, Unbeschwertes und Brütendes bilden in ihrer vereinbarten Unvereinbarkeit das Schwerenöter-Schwermüter-Amalgam. Am Ende auch ganz ohne literarische Namenspatrone ein Stück, das Spaß macht – Musik über Musik eben – Ravels „La Valse“ und andere lassen grüßen.

Weniger spaßig gestaltete sich die ausgedehnte Bearbeitung Bizetschen Hit-Materials Schtschedrins als Tanzvorlage für seine Gattin. Ohnehin kein großer Carmen-Freund, ging heute nicht viel zusammen, um diese Beziehung intimer zu gestalten. Weder die meistenteils grobschlächtige, Schlagwerk-lastige Instrumentation der altbekannten Weisen noch deren uninspiriertes, harmloses Abspulen durch Herrn Gothóni trugen dazu bei, mein Blut in Wallung zu bringen. Aber für viele der Umsitzenden reicht offenbar bereits derart gemütlicher Erkenne-die-Melodie-Reigen, um das Gehörte als Erfolg zu verbuchen – ein warmer Schlußapplaus und fröhliche Gesichter können es bezeugen.