20:00 Uhr, Etage 12, Bereich A, Reihe 9, Platz 2
Claude Debussy – Syrinx für Flöte solo (Ingrid Geerlings)
Arnold Schönberg – Verklärte Nacht op. 4, Fassung für Streichorchester
(Pause)
Alban Berg – Lulu-Suite / Symphonische Stücke aus der Oper „Lulu“ (Barbara Hannigan – Sopran)
George Gershwin – Suite aus „Girl Crazy“ (Barbara Hannigan – Sopran)
Schon spannend zu erleben, wie eine einzelne Person einen ganzen Saal im Griff haben kann. In diesem Fall Frau Hannigan, die als „crazy girl“ mit Gershwin singend, swingend und dirigierend das Publikum spätestens mit ihrer gewollt theatralischen Schlussgeste ausflippen ließ – den Arm in bester Musical-Manier gen Himmel gereckt. Aber die Frau ist eben auch ohne Frage ein Phänomen, ob in ihrer Hamburger Lulu (Link) am Rande der Selbstauflösung, oder heute bei der Vermittlung einiger Klassiker der Moderne mit abschließender Broadway-Sahnehaube. Welch Kontrast zu dem weitgehend blutleeren Gershwin-Reigen (Link) der Abordnung aus Brügge im August, waren doch heute die rund zehn Minuten als Rausschmeißer mehr Wert als seinerzeit der ganze Abend. Wie Frau Hannigan als Lulu alles gibt, so spult sie auch den amerikanischen Liebling der Massen nicht einfach herunter, sondern sorgt gleichermaßen für Intensität und Tiefe. Da wird gehaucht, gegurrt, vor allem aber gegrooved, wie man es sich nicht mitreißender wünschen könnte.
Die Art und Weise, wie sie sich bei all dieser Stimmakrobatik zudem noch selbst mit dem hervorragenden Ensemble Ludwig begleitet, zeugt neben allem Showtalent vor allem von umfassendem musikalischen Verständnis, ja symbiotischer Vertiefung – Sängerdarstellerin und Pultschamanin. Letzteres wird vor allem da deutlich, wo Frau Hannigan „nur“ dirigiert – welch eine feingliedrige, intime, beseelte wie berauschende Verklärte Nacht. Wobei der Dirigierstil eben mehr Ritus als Pultalltag evoziert. Nur schade, dass hier Hans und Franz im Saal stückbedingt sehr schnell konzentrationstechnisch an ihre Grenzen gelangen, schade um so manch vehement zerbrechliches Pianissimo. Da ging es mit dem Berg nach der Pause überraschenderweise fast besser, wahrscheinlich ist die portionierte Aufnahme schwerer Kost doch banausenverträglicher.
Apropos, was liefert diese Nicht-Zielgruppe doch unentwegt und verlässlich für humoristische Perlen: „Das war jetzt ein Streichorchester, also nur Geigen, also fast.“ Hat nur das vom Gatten entgegnete „Ach was.“ gefehlt, um einen lupenreinen Loriot zu bauen. Der Einstieg mit Debussys Flötentönen bei heruntergedimmter Saalbeleuchtung sorgte ebenfalls mehr für Wendehalsmanöver auf der Suche nach der Geräuschquelle denn meditative Einstimmung, aber sei's drum. Was bleibt, ist ein Konzert der Spitzenklasse für Feinschmecker und die gern wahrgenommene Gelegenheit, das Multitalent Hannigan einmal mehr bestaunen zu dürfen. Man sieht sich in der Staatsoper bei der Lulu-Wiederaufnahme.
Arnold Schönberg – Verklärte Nacht op. 4, Fassung für Streichorchester
(Pause)
Alban Berg – Lulu-Suite / Symphonische Stücke aus der Oper „Lulu“ (Barbara Hannigan – Sopran)
George Gershwin – Suite aus „Girl Crazy“ (Barbara Hannigan – Sopran)
Schon spannend zu erleben, wie eine einzelne Person einen ganzen Saal im Griff haben kann. In diesem Fall Frau Hannigan, die als „crazy girl“ mit Gershwin singend, swingend und dirigierend das Publikum spätestens mit ihrer gewollt theatralischen Schlussgeste ausflippen ließ – den Arm in bester Musical-Manier gen Himmel gereckt. Aber die Frau ist eben auch ohne Frage ein Phänomen, ob in ihrer Hamburger Lulu (Link) am Rande der Selbstauflösung, oder heute bei der Vermittlung einiger Klassiker der Moderne mit abschließender Broadway-Sahnehaube. Welch Kontrast zu dem weitgehend blutleeren Gershwin-Reigen (Link) der Abordnung aus Brügge im August, waren doch heute die rund zehn Minuten als Rausschmeißer mehr Wert als seinerzeit der ganze Abend. Wie Frau Hannigan als Lulu alles gibt, so spult sie auch den amerikanischen Liebling der Massen nicht einfach herunter, sondern sorgt gleichermaßen für Intensität und Tiefe. Da wird gehaucht, gegurrt, vor allem aber gegrooved, wie man es sich nicht mitreißender wünschen könnte.
Die Art und Weise, wie sie sich bei all dieser Stimmakrobatik zudem noch selbst mit dem hervorragenden Ensemble Ludwig begleitet, zeugt neben allem Showtalent vor allem von umfassendem musikalischen Verständnis, ja symbiotischer Vertiefung – Sängerdarstellerin und Pultschamanin. Letzteres wird vor allem da deutlich, wo Frau Hannigan „nur“ dirigiert – welch eine feingliedrige, intime, beseelte wie berauschende Verklärte Nacht. Wobei der Dirigierstil eben mehr Ritus als Pultalltag evoziert. Nur schade, dass hier Hans und Franz im Saal stückbedingt sehr schnell konzentrationstechnisch an ihre Grenzen gelangen, schade um so manch vehement zerbrechliches Pianissimo. Da ging es mit dem Berg nach der Pause überraschenderweise fast besser, wahrscheinlich ist die portionierte Aufnahme schwerer Kost doch banausenverträglicher.
Apropos, was liefert diese Nicht-Zielgruppe doch unentwegt und verlässlich für humoristische Perlen: „Das war jetzt ein Streichorchester, also nur Geigen, also fast.“ Hat nur das vom Gatten entgegnete „Ach was.“ gefehlt, um einen lupenreinen Loriot zu bauen. Der Einstieg mit Debussys Flötentönen bei heruntergedimmter Saalbeleuchtung sorgte ebenfalls mehr für Wendehalsmanöver auf der Suche nach der Geräuschquelle denn meditative Einstimmung, aber sei's drum. Was bleibt, ist ein Konzert der Spitzenklasse für Feinschmecker und die gern wahrgenommene Gelegenheit, das Multitalent Hannigan einmal mehr bestaunen zu dürfen. Man sieht sich in der Staatsoper bei der Lulu-Wiederaufnahme.