19:00 Uhr Einführung, 20:00 Uhr, Etage 13, Bereich E, Reihe 4, Platz 19
György Ligeti – Atmosphères
Jean Sibelius – Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47
(Joshua Bell)
Zugabe des Solisten:
Frédéric Chopin – Nocturne Es-Dur op. 9/2
(Pause)
Mieczysław Weinberg – Sinfonie Nr. 3 op. 45
Zur Abwechslung mal ein anderes Gesicht bei der Einführung – kein Wunder, ist es doch meine erste NDR-Einführung seit Ewigkeiten. Herr Hodeide gibt zu jedem Werk eine Kurzvorstellung des Komponisten inklusive zeitlicher Einordnung sowie knapper Strukturanalyse. In dieser beleuchtet er neben den Aufbau auch kompositorische Besonderheiten, die dazu herangezogenen Musikbeispiele sind schlüssig gewählt und setzten den wohl eher wenigen vertrauten Weinberg in Verwandtschaft zum allbekannten Schubert. Darüber hinaus machen sie Lust auf das Werk, ohne zu viel vorwegzunehmen. All das präsentiert Hodeige ohne Umschweife, einzig vielleicht eine Spur zu mechanisch, wobei er beispielsweise Fachtermini stets im gleichen Atemzug erläutert – hier und da eine kleine Anekdote würde dem Ganzen wahrscheinlich gut tun – Stichwort persönliche Note.
Ligeti: Hoffnungsschimmer – Top-Klang, sehr kluge Dynamikregelung, generell sehr leise, gefällt mir ausgesprochen gut (Ohne Metrum kann Urbanski ...), Intonation weitgehend rein, das An- und Abschwellen funktioniert tadellos. Respekt, sehr verblüffende Wirkung. Für solche Werke wurde die Elbphilharmonie gebaut, leider gibt es kein adäquates Publikum dafür.
Sibelius: Klanglich weiterhin prima, auch hier sehr leise Grundlautstärke. Aber die Interpretation leider spannungslos. Es zieht sich – das sollte es nicht. Bell auch nicht so mein Fall: zu wenig Feuer, recht brav, nicht immer intonationsrein. Zugabe spricht Bände: Schmalz pur mit seiner eigenen Chopin-Version (Nocturne): Kitsch, süßlich-klebrig und ein bisschen Lamettagirlanden zum Schluss – und alle sind begeistert. Fast wie bei Rieu.
Weinberg: kein abschließendes Urteil. Sätze 1 und 2 aufs erste Hören wenig beeindruckend – gefälliger Schostakowitsch. Eingängig, lieblich, weniger komplex – bisschen Unterforderung. Adagio-Beginn auch eher seicht, dann aber mit deutlich intensiverer Entwicklung. Düsterer, spannungsgeladen. Finale auch kein happy Rausschmeisser, irgendwie ernster, fordernder. Hier und da interessante Instrumentierung. Der Klang überzeugt auch hier, einzig das Dirigat sieht schlimm aus, funktioniert aber.
Fazit: Ein ganz netter Abend.