29. April 2012

Götz von Berlichingen – Naoshi Takahashi.
Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz.

19:00 Uhr, Parkett rechts, Reihe 3, Platz 15


















Randnotiz 1: Die Reise hat sich gelohnt, weil ich nun weiß, warum es in Veröffentlichungen nur Bilder des Eduard-von-Winterstein-Theater-Eingangsportales, nicht aber des ganzen Eduard-von-Winterstein-Theaters gibt, nämlich weil das ganze Ed... – Sie wissen schon – ganz schön trostlos an seinem Hang kauert. Einige klassizistische Rudimente, die ein schnödes Geklotze umklammert. Hätte es nicht auch ein weniger lieblos verschaltes Operncafé sein können? Teilt außer mir niemand das Faible für formschöne Bühnentürme? Muß ja auch nicht.

Randnotiz 2: Die Homepage des Theaters wirbt mit dem Umstand, den Goldmarkschen Götz als weltweit einzige Bühne anzubieten. Nach dem heutigen Abend bin ich mir unsicher, ob man nicht doch häufiger auf das hören sollte, was NICHT in der Welt geschieht.

Randnotiz 3: Der Saal ist recht hübsch, außerdem sitzt man warm und im Trockenen.

Randnotiz 4: Die Wahrscheinlichkeit, an einem sehr kleinen Haus enttäuscht zu werden, ist nicht unbedingt höher, aber man fällt wahrscheinlich tiefer.

Randnotiz 5: Beim Schlußapplaus war richtig Leben in der Bude, den Leuten hat es offenbar sehr gefallen.

Im Ernst: die Mitwirkenden verdienen für ihren Einsatz Respekt, aber das Ergebnis kann ich mir nicht schönreden. Eine kleine Einschränkung: die Sängerin der Adelheid war die einzige, die in ihrem Singen etwas von dem transportierte, was den Charakter ihrer Rolle ausmacht, in diesem Falle: Sinnlichkeit und Lust. Man mag mich für einen Schwätzer halten, aber allein diese paar Momente waren es wert.

Besonderheit: Durch die Verwendung einer Mini-Drehbühne, auf der ein trichterförmiger Bau mit bemalten Wänden zum Einsatz kam, wurde das Bühnenbild für den stetigen Szenenwechsel variabel gestaltet, wobei sich dieser Effekt mit der Zeit allerdings ein wenig abnutzte.

Nachtrag: Irgendwie hat mich dieser Besuch nachdenklich gestimmt. Nachdenken über Anspruchshaltungen. Über Engagement auf (scheinbar) verlorenem Posten. Über den Antrieb, etwas auf die Beine zu stellen. Kunst sucht sich wahrscheinlich immer ihren Weg. Das ist – ganz ohne Häme – etwas Tröstliches.


Carl Goldmark – Götz von Berlichingen
Musikalische Leitung – GMD Naoshi Takahashi
Inszenierung – Ingulf Huhn
Ausstattung – Annabel von Berlichingen
Chöre – Uwe Hanke

Götz von Berlichingen – Jason-Nandor Tomory
Elisabeth, seine Gemahlin – Tatjana Conrad
Maria, seine Schwester – Juliane Roscher-Zücker
Georg, in seinen Diensten – Madelaine Vogt
Bischof von Bamberg – László Varga
Adalbert von Weislingen – Michael Junge
Franz, in dessen Diensten – Frank Unger
Adelheid von Walldorf – Bettina Grothkopf
Irmgard, deren Zofe – Bettina Corthy-Hildebrandt
Ritter Selbitz – Leander de Marel
Lerse, in Dienten des Götz – Marcus Sandmann
Metzler, Bauernführer – László Varga
Sievers, Bauernführer – Leander de Marel
Erster Ratsherr – László Varga
Zweiter Ratsherr – Marcus Sandmann
Erster Vehmrichter – László Varga
Zweiter Vehmrichter – Marcus Sandmann
Dritter Vehmrichter – Leander de Marel
Vierter Vehmrichter – Jens Langhans

Erzgebirgisches Sinfonieorchester Aue