14. November 2018

Trio Batiashvili, G. Capuçon & Thibaudet.
Elbphilharmonie Hamburg.

20:00 Uhr, Etage 12, Bereich B, Reihe 4, Platz 8



Dmitri Schostakowitsch – Klaviertrio Nr. 1 c-Moll op. 8 
Maurice Ravel – Klaviertrio a-Moll

(Pause)

Felix Mendelssohn Bartholdy – Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66

Zugaben:
Piotr Iljitsch Tschaikowsky – Nur wer die Sehnsucht kennt op. 6/6 / Sechs Romanzen
Dmitri Schostakowitsch – Scherzo aus Klaviertrio Nr. 2 e-Moll op. 67

(Lisa Batiashvili – Violine, Gautier Capuçon – Violoncello, Jean-Yves Thibaudet – Klavier)



Das Trio des 17jährigen Schostakowitsch ist ein inniges Werk in vertrautem Idiom, aber doch noch weit von den Tiefen und Finessen entfernt, für die ich ihn so vergöttere. Verglichen damit zeugt die Komposition Ravels fraglos von mehr Reife: Ein Traum in Noten und Ausführung, insbesondere der dritte und vierte Satz. Der zweite ist wohl der bekannteste daraus? Der ruhige dritte hat es mir natürlich besonders angetan – Passacaglia funktioniert bei mir immer – zumal, wenn sie so unglaublich intim vorgetragen wird. Das Finale mit seinen krassen Harmonieschüben lässt ferner staunen darüber, wieviel Klangfarben, wieviel feinzieselierter Rausch mit nur drei Instrumenten geschaffen werden kann.

Die drei Solisten machen ihre Sache perfekt, nur ist mein Platz fast schon zu nah – das Piano geht zum Teil etwas unter, steht den Streichern auf die geringe Distanz dahinter positioniert an Brillanz nach. Das Hauptproblem ist jedoch wie so oft ein anderes: Das Programm ist zu subtil für das Publikum. Man ist zwar halbwegs ruhig, aber das reicht bei solch delikater Musik eben nicht. Huster, Raschler und dergleichen, frei übersetzt also wieder mal Banausentum, Unmusikalität. Ein Taschentuch in Zeitlupe aus der Folie zu ziehen, während man gerade Zeuge der denkbar fragilsten Pianissimo-Verzückung wird, kann nur einer gänzlich unsensiblen Person einfallen. Eigentlich möchte ich in der Pause gehen, aber der Respekt vor den Künstlern verbietet es.

So nehme ich doch noch den Mendelssohn mit, den ich mir fast sparen wollte: eigentlich ein perfektes Trio, wenn mir doch nur seine Sprache etwas sagen würde. Ich bin begeistert von der Konzeption, aber angeödet von seiner Melodik und Harmonik. Wie progressiv war da dagegen schon ein Beethoven, vom Zeitgenossen Berlioz ganz zu schweigen. Trotzdem toll: Der ganze Aufbau der vier Sätze, das flinke Scherzo mit derbem Trioteil, das Finale mit innerem Drama zwischen Drängen und erlösendem Choral (schön leise im Klavier eingeführt). Hätte nur halt ein Brahms oder Dvorak kompositorisch mit Leben füllen müssen.

Bei den Zugaben verfolgt man den Ansatz der Kontraste im Ausdruck. Auf den ruhigen, spätromantisch-kantablen Tschaikowsky folgt das gallige Schostakowitsch-Scherzo aus seinem zweiten Klaviertrio. Sehr, sehr geil, um mein Grinsen über beide Ohren einmal etwas flapsig zu übersetzen. Das war das Warten wert, schön giftig, dabei knackig gespielt – besser geht es nicht. Schade, dass es von dieser Künstler-Troika (noch?) keine Einspielungen gibt.