25. April 2013

NDR Sinfonieorchester – Michael Gielen.
Laeiszhalle Hamburg.

20:00 Uhr, Parkett rechts, Reihe 7, Platz 13



















Johannes Brahms – Variationen über ein Thema von Joseph Haydn op. 56a
Arnold Schönberg – Violinkonzert op. 36 (Michael Barenboim)

(Pause)

Johannes Brahms – Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90



Ein blutleerer Abend, der nichts brachte als die Bestätigung, daß auch nach mehrjähriger Abstinenz kein Deut an meiner Einschätzung in Bezug auf Herrn Gielen zu revidieren ist und ich von weiteren Begegnungen nun beruhigt absehen kann.

Nachdem die Haydn-Variationen unter seinem Dirigat den Charme eines akademischen Staubfängers versprühten, folgte auf dem Fuße die nächste Stufe der Bestrafung in Form des quälend seelenlosen Schönberg-Konstruktes. Mit diesem ist es Schönberg tatsächlich gelungen, eine Art musikalischen Blindtext abzuliefern – frei nach dem Motto: „in diese Folie in drei Sätzen bitte die Ideen für ein Violinkonzert einfügen“. Ich mache mich ja selbst gern über die Innovationsfurcht und -flucht mancher Besucher lustig, aber bei diesem fahlen Schatten eines Konzertes hört der Spaß tatsächlich auf. Mit seinem Mangel an emotionaler Relevanz, dem völligen Ausbleiben melodischer, aber auch harmonischer Momente von Belang, eingepfercht in das Korsett einer durchweg biederen Instrumentation, taugt dies Opus beim besten Willen nur als musikhistorische Fußnote. Der junge Barenboim ackert sich dabei brav durch das aufwändig und hochvirtuos strukturierte Nichts, wobei man den Eindruck nicht ganz los wird, einer – wenn auch makellosen – Abschlussprüfung beizuwohnen.

Die Rettung durch brahmssche Labsal nach der Pause bleibt aus, da Gielen es auch in der Dritten versteht, jegliches Feuer im Keim zu ersticken. Ein schleppender Beginn, generell wenig Tempokontraste, einzig die Dynamik ist sorgsam ausgefeilt. Das Orchester kann an diesem Abend beileibe nichts dafür – hier atmet nichts, nichts darf sich ausschwingen. Langweilig, ermüdend, reine Zeitverschwendung. Wer meint, daß mit solch einem nüchternen Zugang vielleicht mehr Augenmerk auf die Struktur gelegt wird, erweist diesem herrlichen Werk einen Bärendienst. Ich persönlich ziehe es zumindest vor, meinen Brahms lieber als fesselnden Roman denn als Bedienungsanleitung für Staubsauger zu verschlingen.