7. Februar 2019

NDR Elbphilharmonie Orchester – Ingo Metzmacher.
Elbphilharmonie Hamburg.

20:00 Uhr, Etage 15, Bereich M, Reihe 2, Platz 7



Olivier Messiaen – Trois petites liturgies de la présence divine 

(Pause)

Dmitri Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 13 b-Moll op. 113 »Babi Jar«

(NDR Elbphilharmonie Orchester, NDR Chor, WDR Rundfunkchor, Mikhail Petrenko – Bass, Cédric Tiberghien – Klavier, Nathalie Forget – Ondes Martenot, Dirigent– Ingo Metzmacher)



Messiaen: Ein unglaubliches Werk beschert ein unglaubliches Klangerlebnis – trotz der ab dem forte schwächelnden Streicher. Metzmacher wieder einmal der Anwalt der Raritäten, die zu Unrecht selten gespielt werden. Dabei ist Messiaen doch von der Harmonik eigentlich sehr eingängig, gerade in den langsamen Abschnitten, zudem ist die klare Struktur der Sätze (ABA) sehr fasslich. Höchstens wenn es sich ballt, wird es „wild“ und vertrackt. Ich bin jedenfalls hin und weg, vor allem vom ruhigen Teil des Finales. Einer der feinsten, delikatesten Hauche von Musik, die ich in diesem Saal bislang hören durfte. Ondes Martenot – die große Geige Messiaens. Klangwirkungen, Klangmischungen, Kontemplation und Ekstase. Der Chor ist der Held des Stückes, skandierend, beschwörend, balsamierend, hysterisierend – himmlisch!

Schostakowitsch: Die Anklage irdischen Leids statt religiöser Verzückung. Hart, bitter, scharf, ironisch gebrochen. Ein Wiedersehen mit Mikhail Petrenko, den ich bei meinem Ausflug nach St. Petersburg (Link) als Boris Godunow am Mariinski kennenlernte. Kommt der Tod in der 14. Sinfonie leise und den Atem erstickend, klagt Schostakowitsch den Schmerz hier immer wieder aus vollen Kehlen und mit äußerster Vehemenz an. Metzmacher lässt Orchester und Chor dementsprechend in den Steigerungen mit einem Höchstmaß an Brutalität agieren, allerdings ohne dabei den Solisten und das dynamische Gefüge in seiner Gesamtheit aus den Augen zu verlieren. Eine gallige, trotzige Erfahrung, die gleichsam erschüttert und gerade im Wechselspiel mit dem Messiaen zum Nachdenken darüber anregt, wie unterschiedlich und persönlich sich der musikalische Umgang mit den letzten Dingen zeigen kann.