20:00 Uhr, Etage 12, Bereich A, Reihe 9, Platz 2
Dmitri Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 »Leningrader«
Es ist wirklich bemerkenswert, wie Herr Currentzis dem Hype, der zweifellos teilweise in den Medien über ihn geschürt wird, mit Substanz mehr als Gerecht wird. Schon meine erste Begegnung, damals noch in der Laeiszhalle (Link), ließ mich aufhorchen und seitdem waren Konzerte mit seiner Beteiligung immer etwas ganz Besonderes. Heute gab es eigentlich zwei Faktoren, die mich verblüfft haben. Zum einen hatte ich das SWR Symhonieorchester, seinerzeit noch in Form seines unfusionierten Teils SWR SO Baden-Baden und Freiburg unter Dirigenten wie Gielen oder Cambreling, durchaus als gutes Orchester abgespeichert – auf den hier präsentierten Spitzenklang war ich dann allerdings doch nicht vorbereitet. Respekt. Keine Ahnung, ob Currentzis als neuer Chef diesbezüglich schon Akzente setzen oder auf eine mir entgangene Entwicklung aufbauen konnte, so oder so ist das Ergebnis bestechend. Womit wir beim zweiten Faktor des bewegenden Konzerts wären: der von Currentzis gewählten Lesart dieser an emotionalen Extremen sicher ohnehin nicht armen Sinfonie, wobei „Gangart“ es noch besser trifft. Der Dirigent scheint ein Händchen dafür zu besitzen, sein Orchester in einen Zustand zu bringen, als ginge es bei der Aufführung sprichwörtlich um alles oder nichts. Keine schlechten Voraussetzungen für solch ein Schicksalswerk wie die Leningrader, und ich muss sagen, dass ich diese Sinfonie wohl kaum zuvor mit solch elementarer Wucht und Hingabe bis ins Extrem aufgenommen habe. In dieser Intensität nichts, dem man sich täglich aussetzen sollte, aber das triff ja schließlich auf alle höchsten Dinge zu.