20:00 Uhr, Etage 15, Bereich J, Reihe 3, Platz 1
Leonard Bernstein – Symphonic Dances aus »West Side Story«
William Kraft – Konzert für Pauken und Orchester Nr. 1 (Wieland Welzel – Pauke) Zugabe Solist:
Wieland Welzel – Etüde
(Pause)
Igor Strawinsky – Le sacre du printemps / Bilder aus dem heidnischen Russland
Zugabe Orchester:
Dmitri Schostakowitsch – Zwischenspiel aus der Oper »Lady Macbeth von Mzensk«
Mit Kirill Petrenko haben die Berliner Philharmoniker wirklich einen Glücksgriff getan. Schon beim Gastspiel mit dem Staatsorchester (Link) wurde klar, dass er die gleiche Sensibilität und Intensität, die seine Opernaufführungen kennzeichnen, ebenfalls im Konzertwesen anzubringen weiß. Dabei war es heute besonders spannend zu beobachten, dass dieser Energietransfer auch auf ein Orchester funktioniert, welches – ohne den jungen Damen und Herren des Bundesjugendorchesters zu nahe treten zu wollen – (noch) nicht über die souveräne Sicherheit und Qualität eines Spitzenklangkörpers verfügt. Zugegeben, manch Detail geriet verbesserungswürdig, nicht immer war man perfekt zusammen, manches Solo war eher von der Last der Verantwortung denn makelloser Klangfinesse geprägt (beispielsweise das prägnante Fagottsolo zu Beginn des Sacre), aber unter dem Strich war es ein mitreißendes Konzert, das von der Leidenschaft der Musiker und ihres Chefs getragen wurde.
Angefangen bei Bernsteins sinfonischen Tänzen, bei denen sich rhythmische Schärfe und Groove in geradezu ekstatischen Wellen abwechselten – inklusive hineinchoreographierter Schnips- und „Mambo!“-Verlautbarungen der Orchestermusiker – über das zwar bezogen auf das Soloinstrument ungewohnte, ansonsten jedoch eher klar fassliche Paukenkonzert, welches ein wenig wie Filmmusik zu einem nie umgesetzten Streifen anmutete, hin zur energetischen Klimax des Abends, dem Sacre. Rhythmus war demnach das heimliche Motto des Programms, das uns in allen denkbaren Facetten begleitete. Die Vielfalt zeigte sich unter anderem schon an der Zugabe des Solisten, dessen „Etüde“ ganz bewusst auf naheliegende Schlägelexzesse verzichtete, sondern vor allem mittels multiplen ab- und abschwellenden Wirbeln die Klangmöglichkeiten der Pedalpauken auslotete.
Akustisch interessant wurde es dann im Sacre, hatte ich das Werk doch in diesem Saal bereits mit dem NDR (Link) gehört, und zwar auf der gleichen Etage, allerdings auf der gegenüberliegenden Seite. Ob es nun tatsächlich an der anderen Position im Saal oder doch an einem anderen Umgang mit der Partitur gelegen hat, mag ich nicht beurteilen, fest steht nur, dass die seinerzeit bemerkten Probleme, namentlich mit einem Übergewicht der die Streicher zudeckenden Bläser, heute wenn überhaupt nur marginal ausfielen. Wenn ich wählen könnte, würde ich für solche Werke aber immer einen Platz auf Etage 13 (vor dem Orchester!) oder im hinteren Parkett bevorzugen.
Fazit: Ordentlich Wumms in der Elphi – vom ersten Stück bis zur Zugabe. Hat Spaß gemacht.