
Johannes Brahms – Rhapsodie h-Moll op. 79/1
Franz Liszt – Étude b-Moll »Chasse neige« /
aus: Études d’exécution transcendante S 139
Vallée d’Obermann /
aus: Années de pèlerinage, première année, Suisse S 160
Béla Bartók – Rhapsodie op. 1
(Pause)
Sergej Rachmaninow – Sonate Nr. 1 d-Moll op. 28
Johann Sebastian Bach / Johannes Brahms – Chaconne für die linke Hand /
aus: Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004
Zugabe:
Richard Wagner / Franz Liszt – Isoldes Liebestod aus »Tristan und Isolde« /
Bearbeitung für Klavier S 447'
Alexandre Kantorow – Klavier
Einer der intensivsten Klavierabende, die ich je erleben durfte. Gerade beim Liszt und Rachmaninow, aber auch bei der Bartok-Rhapsodie, die ich vom bloßen Hören nie diesem Komponisten zugeeignet hätte, entfaltet Kantorow einen regelrechten Rausch, zieht den Hörer Woge um Woge in ein Zauberreich der Klänge. Ich weiß nicht wie oft ich an diesem Abend mit einer Mischung aus Verblüffung und Verzückung gedacht habe "Ja, so in etwa muss sich das Publikum seinerzeit bei einer Darbietung Liszts gefühlt haben" – welche Grenzen sind diesem Instrument in solcher Behandlung überhaupt gesetzt? Ich habe selten derart angespannt einem Klavierspiel gelauscht, und das meine ich uneingeschränkt positiv. Gleichermaßen ist es mir selten so leicht gelungen, die Konzentration auf solch komplexe, mir bis auf den Brahms weitgehend unbekannte Musik zu halten, eben weil Kantorow die Intensität nicht einen Takt abflauen lässt.
Welch eine Seelenwanderung in Tönen! Beginnend mit der wunderbaren, bald düster aufwühlenden, bald zart berührenden Brahms-Rhapsodie bis hin zur Bach-Chaconne in der Bearbeitung eben desselben, in der die bewusst gewählte Limitation auf eine Hand zum Ereignis auswächst, gibt es in diesem Recital nicht einen Moment, der nicht die Erkenntnis des Außergewöhnlichen atmet. Als Kantorow seinen Vortrag dann auch noch mit dem Liebestod beschließt, ist es vollends um mich geschehen. Die Motivation, einen Klavierabend zu besuchen, ist sicher bei den geneigten Besuchern verschieden geartet, ich persönlich habe mich heute sehr gern mit dem Gefühl auf den Heimweg gemacht, mich erst einmal erholen zu müssen.